Interview mit Karl Praxmarer, Bergführer und Wegewart der Sektion Frankfurt Main

Karl Praxmarer mit Blick auf das Gletschertor

Ein Gespräch mit Karl Praxmarer, Wegewart der Sektion Frankfurt Main

Im September habe ich eine Woche im Kaunertal verbracht und hatte die Gelegenheit nicht nur die Hütten des DAV Frankfurt Main kennenzulernen sondern auch Land und Leute.

So hatte ich die Ehre als auch das Vergnügen mit Karl Praxmarer, Bergführer und Wegewart der Sektion Frankfurt Main, eine Wandertour an die Gletscherzunge des Gepatschferners zu unternehmen.

Karl Praxmarer ist bekannt als eine der prägendsten Figuren im Kaunertal und ist als dieser Mensch hier nicht wegzudenken.

Redaktion: „Karl, wir sind heute eine deiner häufigsten sowie eine deiner liebsten Touren gemeinsam gewandert. Sag uns, wann und was hat Dich gepackt Bergführer zu werden?“

Karl: „Ich habe mich schon immer für Natur und Berge interessiert. Bergführer zu sein, ist wahrhaftig der schönste Beruf, den es gibt. Ich wollte schon immer auf die Hütten des DAV, das hat mir immer sehr gefallen. Mein Hauptbeweggrund ist, dass ich den Menschen, die hier her kommen, das Kaunertal zeigen möchte.

Karl Praxmarer zeigt sich im Gespräch sehr heimatverbunden. Die Augen leuchten auf, als er mir vom Gepatschferner, der Weissseespitze, dem Ölgrubenjoch, dem Glockturm und weiteren Gipeln des Kaunertals berichtet.

Redaktion: „Warst Du schon immer ein begeisterter Bergführer?“

Karl: „Nein, in der Tat war ich nicht schon immer Bergführer. Auch wenn man das denken könnte. (schmunzelt). Nach der Schule, wurde ich Hirtenjunge. Ich hütete einige Jahre Schafe und Kühe im Kaunertal. In dieser Zeit, lernte ich jeden einzelnen Fleck und Grashalm im Kaunertal kennen. Im Winter arbeitete ich auf den Hütten als Hüttenjunge. Nach ein paar Jahren, machte ich in Kauns eine Ausbildung zum Zimmermann. Dort habe ich auch im Anschluss in einer Festanstellung gearbeitet. Mich ließen die Berge nicht los, und innerhalb von zwei Jahren absolvierte ich in 1972 meine Ausbildung zum Bergführer.

Redaktion: „Was waren die größten bergsteigerischen Highlights?“

Karl: „Auf jeden Fall das Matterhorn, Jungfraujoch. Und der Großglockner, der Aletschgletscher, aber auch die Rosengarten-Gruppe. Am schönsten finde ich es aber immer noch im Kaunertal. (lächelt). Die Erstbesteigungen hier im Tal waren auch ganz besondere Momente.

Redaktion: „Gibt es einen bergsteigerischen Traum, den du Dir nicht erfüllen konntest?“

Karl: „Ins Himalaya wäre ich gerne gegangen. Zu der damaligen Zeit gab es allerdings private Gründe, die es mir nicht ermöglicht haben Bekannten in das Himalaya zu begleiten. Ebenso wenig, wie auch den Mont-Blanc. Es hat sich einfach nicht ergeben. Es stört mich aber auch nicht. Hier ist es doch schön, das reicht mir. (lacht)“

Karl Praxmarer lächelt mich schelmisch an und äußert sich mit ernstem Ton: „Mit Geld kann man heutzutage alles machen – mit Bergsteigen hat es aber dann meist nicht mehr zu tun.“

Mein Gegenüber ist besorgt um die Entwicklung des Massentourismus am Berg. Sein Anliegen ist die raue, unberührte Schönheit zu zeigen, die sich nur entfalten kann, wenn man sie bewahrt.

Seit mindestens 20 Jahren ist Karl Praxmarer als Wegewart für die Sektion Frankfurt tätig, was über den Kontakt von Herbert Herbst der Sektion Frankfurt zustande kam. Privat arbeitet er zudem als Bergführer.

Er beschreibt mir die Aufgaben des Wegewarts, dass die Wasserableitungen gepflegt werden müssen und das Wasser nicht über dem Weg laufen soll, dass er Brücken baut oder auch repariert, wenn sie durch die Witterung beschädigt wurden, er sichert die Wege und hält die Beschilderung instand. Bei Bedarf müssen Schilder erneuert werden oder auch Wegeführung geändert werden. Die Wege müssen nach dem Winter auch hinsichtlich Lawinen- und Murenschäden überprüft und instandgesetzt werden.

Wenn Karl weder für die Sektion, noch als Bergführer tätig ist, dann widmet er sich leidenschaftlich dem Weihnachtskrippenbauen. Aus Holz schnitzt er auch kleinere Objekte. Oder er fertigt ganze Möbel an, wie Schränke, Betten oder Truhen. Er meint zu mir: „Heutzutage ist der Stil aber nicht mehr so modern.“ Allerdings beteuert er: „ Auch wenn es nicht mehr so populär ist, in Zirbenbetten kann man allerdings gut schlafen“.

Während unserem Gespräch wird die Liebe zu seiner Heimat, dem Kaunertal, immer deutlicher, die sich wie ein roter Faden durch sein Leben zieht. In jungen Jahren, wie er bereits jede Weidefläche kennenlernte, seine Erfahrungen in Hütten, seine Ausbildung zum Zimmermann aber auch seine Berufung zum Bergführer sowie seine Leidenschaft für das Bearbeiten und Erschaffen von Gebrauchsgegenständen mit Holz.

Ich frage ihn, ob oder wie lange er noch für die Sektion tätig sein möchte.

Karl: „Ich merke schon mit zunehmenden Alter, dass es mir an die Substanz geht und ich weniger Kraft habe. Ich schraube schon zurück. Aber ich möchte auch einen würdigen Nachfolger finden.“

Zum Abschluss frage ich ihn: „Könntest Du Dir ein Leben ohne die Berge vorstellen?“
Karl Praxmarer lacht und antwortet: „Naaaa!! Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen!“

Lieber Karl Praxmarer, vielen herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Bergführer und Wegewart aus Leidenschaft

Fotos und Text: Redaktion

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