Zinalrothorn und Nadelhorn, wo stehen die denn?

Alle 4000-er von Saas Fee, vom Stellihorn gesehen

Wenn es einen Himmel gibt auf Erden, so ist er hier, hier im Wallis. Wo kann man in Europa so viele 4000er auf einen Schlag sehen und besteigen.

Es ist schon fast Tradition, dass die Hochtourenwoche in Saas-Grund im Wallis stattfindet. Endlich kam der Tag an dem 9 Frankfurter Bergsteiger zu einer Tourenwoche starteten. Der Leiter der Bergsteigergruppe hatte diese Gemeinschaftstour vom 20.08. bis 27.08.2022 ausgeschrieben. Mit Alexander, Christina, Chris, Christian, David, Franzi, Egbert, Gisbert und Leon war eine vielfältige Gruppe beisammen.

Aus Bergstürzen, Eis- und Murenabgang unpassierbar gewordene Wege auf Berge kam es, wie im vergangenen Jahr, auf die Verhältnisse vor Ort an. Viele dieser normalerweise mit Eis gepanzerten Berge zeigten sich abweisend. Wo sonst Firnauflage die Felsen bedeckte, zeigte sich nun mehr Eis mit riesigen Gletscherspalten, schwer überwindbaren Bergklüften oder schlicht ein Blockfeld. Dem entsprechend hieß es genau abzuwägen, welcher Berg eine Besteigung zuließ.

Am Sonntag hatten wir noch eine Rechnung mit dem Stellihorn offen. Das 3400 m hohe Horn war nach unserem letztjährigen Versuch der Besteigung über den Gletscher Sieger geblieben. Nun aber gelang uns 9en die Besteigung über die Steinflanke vom Mattmark Stausee aus. Mit einer überaus brüchigen und steilen Flanke wehrte sich das Stellihorn ab 3100 m bis zum Gipfel. Aber am Ende standen wir oben.  

David hatte leider eine aufziehende Corona-Erkrankung und fühlte sich so dermaßen schlecht, dass Franzi mit ihm am Montag abreisen musste.

Firngrat auf dem Zinalrothorn

Am Montag ging es dann für uns restliche sieben nach Zermatt zum Zinalrothorn. Die 1600 Höhenmeter zur Rothornhütte meisterten wir mit einer Stärkung auf der Trifthütte. Der nächste Tag war ausgesprochen schön für eine Besteigung. Bis zum Ende des Schneefeldes auf 4000 m gab es keine Probleme. Die nun folgende Gabel war im Vergleich zur Binerplatte (III) im Aufstieg vergleichsweise schwer. Nun war der Gipfel des Zinalrothorn mit 4227 m geschafft! Jetzt mussten wir „nur“ noch die 1000m zur Hütte zurück und die 1600m nach Zermatt herunterkommen. Der Abstieg war länger als der Aufstieg und die Konzentration auf jedem Schritt war hoch. Um kurz vor 20 Uhr liefen wir dann in Zermatt ein.

Am Mittwoch hieß es dann zur Mischabelhütte auf 3332 m aufbrechen. Dieses Mal wurde die Auffahrt mit dem Bus nach Saas-Fee genutzt und die kurze Seilbahn auf den Hannig zur Unterstützung hinzugenommen.  Die kraftzehrende Kletterei von Anfang der Woche zollte ihren Tribut. So gelang uns dennoch das Nadelhorn mit 4327 m zu besteigen.

Egbert und Gisbert auf dem Jegihorn

Während dessen kletterten Gisbert und Egbert die „Zitterpartie“ auf dem Klettersteig Jegihorn zum gleichnamigen Gipfel mit 3206m. Das Highlight liegt in der rund 100m langen und ausgesetzten Zweiseilbrücke, die die Schlucht überspannt. Hinter der Brücke geht es dann mit D/E steil nach oben.

Alexander musste wegen einer Achilles-Sehnenreizung bereits am Mittwoch Morgen die Heimfahrt antreten und Christian hatte sich eine schwere Erkältung eingefangen, worauf auch er am Freitag vorzeitig mit Christiane abreiste.

Wir übrigen vier haben die Tourenwoche mit den 14 Seillängen der Alpendurst (4c) am Jegihorn abgeschlossen. Am Samstag konnten dann Leon und Christian noch die Klettertour Panorama (5b) am gleichen Berg vollenden.  

Die Rückfahrt führte am Genfer See und Montreux vorbei. Zeit für einen kurzen Stopp sowie in Gedanken zu schwelgen – hier möchte ich gerne leben – und dann nach Frankfurt zurück.  

Die Tourenwoche hat Lust auf mehr gemacht. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei.

Text: Egbert Kapelle,      Bilder: Egbert Kapelle, Leon Alscher, Christian Klein, Christan Thiemann

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