Grödnertal - eine Hochgebirgswanderung im September

Am 03. September 2017 um 8:35 Uhr trafen wir uns vor der katholischen Kirche in St. Ulrich in Gröden. Mit 7°C ein kalter Septembersonntag, denn es hatte in der Nacht bis auf 1800 m herunter geschneit und der Schnee war liegen geblieben.

Geislerspitzen

Die Sonne lachte und so gingen wir, das waren Ute, Sabine, Joachim, Reinhard und meine Wenigkeit, los, um eine Woche lang über Scharten, Täler und Gipfel zu ziehen. Um St. Ulrich zu Fuß auf dem Waldweg zu verlassen, mussten wir im Wald steil antreten. Bald hatte sich der Trubel gelegt und in dem Raschötzer Wald hüpfen die Eichhörnchen umher. Nach drei Stunden waren wir fast oben angekommen und stärken uns im Chalet Resciesa. Dann setzen wir unseren Weg im Schnee fort. Wir waren froh, dass die Temperaturen ebenso nach oben gingen wie unser Weg. Das Innerraschötz lag oberhalb der Baumgrenze. Von dort konnten wir den Verlauf der Tour mit den Geislerspitzen, dem Sellastock sowie dem Lang- und Plattkofel schon erblicken.

Sella, Langkofelgruppe, Schlern

Nur, es war wie im Januar, genauso verschneit. Gegenüber der Mittagszeit, wo die Bogles-Hütte voll war, haben noch sechs weitere Personen mit uns zu Abend gegessen, eine übersichtliche Schar. Dabei war die Verpflegung exzellent mit eigener Butter, Buttermilch und Brot.

Der nächste Tag empfing uns mit Sonnenschein und kalten Temperaturen. Demnach war es kein Wunder, dass wir im Bett des Nachts gefroren haben. Wir stiegen zur Panascharte auf 2447 m hinan. Dort hatte das Auge noch einmal einen wunderschönen Ausblick im Schnee über die Landschaft, der bis zum Schlern und weiter ging. Dann setzten wir unseren Weg auf der Südseite der imposanten Geislerspitzen fort und überschritten sie an der Mittagsscharte (2597 m) wieder. Auf der Nordseite stiegen wir anfangs im Schnee wieder ab, um auf dem wildromantischen Adolf-Munkel-Weg, benannt nach dem Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden des DAV Dresden, zur Schlüterhütte, 2297 m, zu gelangen. Unterwegs gab ein Schild Auskunft über den zu unseren Füßen liegenden Schwarzwald. – Komisch, der Schwarzwald liegt doch in Süddeutschland und nicht in Südtirol? ….. Weil hier der Dolomitenhöhenweg E2 ankommt, war die Hütte bis auf den letzten Platz voll und laut.

Flockentorte mit Kaffee

Der nächste Morgen lockte uns nicht wirklich heraus, es sah regnerisch aus. Es half nichts. Wir sind einen Teil des Dolomiten- Höhenwegs gelaufen, haben dabei das Kreuzjoch und die Forcella della Roa auf 2617 m bis zur Regens-burger Hütte, 2030 m, das heutige Ziel, mitgenommen. Als wir dort ankamen lachte uns die Sonne wieder zu und wir bestellen Flocken- sowie Sachertorte, die wirklich exzellent waren. Für einige von uns, die an dem Tag noch nicht ihr „Pensum“ gelaufen sind, stellte die zweistündige Rundtour zur Panascharte und über die Pieralongia Alm, wo wir die Esel streichelten, eine Aufwärmtour dar. An der Hütte geriet der Sonnenuntergang zum Schauspiel. Die Sonne erwärmte die umliegenden Berge mit ihrem letzten Licht. Die sich mit einer Orange-Rot-Färbung bedankten.

Geislerspitzen von Süden
Sellastock mit Piz Boè vom Col de la Pieres

Zum Frühstück gab es genügend starken, italienischen Kaffee und Tee. So aufgeputscht, marschierten wir zur Forcella Forces de Sieles - hier waren Fixseile wegen der ausgesetzten Stellen angebracht - immer weiter auf dem Gipfelgrat entlang bis zur Forcella Nives, 2737 m, die eine breite und ausladende Ebene darstellt.

Piz Duleda

Dort haben wir ein Rucksackdepot gebildet und sind zum Piz Duleda, 2909 m, hoch marschiert. Eine phantastische Aussicht bot sich uns an. Aber davon nicht genug, wir haben den Puezspitz mit 2946 m am Abend mitgenommen. Übrigens sahen wir auch die scheuen Murmeltiere.

Murmeltier

Den Unterschied zwischen einer Südtiroler und einer Italienischen Hütten-führung haben wir in der Puezhütte vorgeführt bekommen. Die Bedienung sprach leider nur italienisch und englisch, die Portionen waren recht über-schaubar klein und das Frühstück entsprach italienischem Standard. Jedenfalls bekam man stets nur auf Nachfrage noch etwas. Dazu hat Reinhard den Kaffee mit einem selbst mitgebrachten Espresso-Tütchen verfeinert.

Große Cirspitze und Sas da Ciampac, Puez-Gruppe

Ich war froh, dass wir am nächsten Morgen so pünktlich dort weggekommen sind. Ein großes Kreuz steht auf dem Weg Nr. 2, das wir an der Forcella de Crespeina mit 2528 m gesehen haben. Von dort aus erblickt man die ganze Hochebene des Langentals. Beliebt ist das Gebiet auch bei Trailrunnern und den Touris, die uns hier busladungsweise entgegen kamen.

Mittagstal

Über die Forcella Cir, 2469 m, sowie den wilden Schluchten führte der Weg weiter zum Grödnerjoch. Von hier ab war der Dolomiten-Höhenweg wie ausgewechselt. Ein paar einzelne Wanderer waren unterwegs. Der Weg Nr. 29 führte uns eng und schmal an den Felsen, dem Nordrand der Sella entlang. Dann führte der Abzweig ins Mittagstal, mit seinem 850 m hohen Anstieg. Steile Felsen zu beiden Seiten und der Boden waren mit Felsen, die von den Seiten herunter gestürzt waren, tausendfach übersät. Im Winter war es eine schicke Piste. So schlängelte sich der Weg rund zwei Stunden immer weiter auf den Berg hinan, zum Schluss mit steilen Kletterstellen und einem durchgehendem Fixseil sowie noch immer verschneit. Ironie des Schicksals: Oben angekommen, stand angeschlagen, dass die Mittagsscharte gesperrt ist.

Sella mit Rifugio Boè

Aber da waren wir auf dem Plateau auf 2871 m, unweit von der Boè-Hütte entfernt, schon angekommen. Jetzt zog uns der Piz Boè mit 3152 m mit dem Rifugio Capina Piz Fassa noch an. Von der Spitze hatten wir einen grandiosen Rundumblick. Die Marmolata mit 3343 m begrüßte uns von der anderen Seite und die Sella lag uns zu Füßen.

Piz Boè mit Marmolata
Lang- und Plattkofel

Der Abstieg vom Sellastock führte uns mitten durch geröllige sowie felsige Rundabstürze, die ein Markenzeichen für diese Landschaft sind. Hier beobachteten wir Gemsen in Rudeln. Das zunehmende Dröhnen der Motoren, vor allem der Motorräder!, ließ auf eine lebhafte Straße, wie schon einmal, schließen. Auf 1881 m Höhe in Pian Schiavaneis an der Sellapass-Straße machten wir erst einmal Halt und genossen den vielfältigen Apfel-, Aprikosen- und Buchweizenkuchen und die vorbeiziehenden Autokorsos. So zum Beispiel eine 40 Wagen umfassende Schlange von Mercedes-Cabrios der Jahre 1960 bis 1990 oder eine Ausfahrt von 12 Porsches.

Während Ute und Egbert es vorzogen den Anstieg zum Joch zu Fuß zu bewältigen, sind die Übrigen mit dem Bus die rund 400 Höhenmeter zum Pass gefahren. Am Rif. Valentini trafen wir uns zur Mittagsrast wieder. Es war eine Wohltat für die Sinne in ruhiger Atmosphäre und mit einem kreativen Angebot von Lachs auf Gemüse, Speckknödelsuppe und Tiramisu zu speisen. Am Nachmittag verlief der Friedrich-August-Weg auf einer Höhe und war leicht. So dass uns Horden von Menschen von der Friedrich-August-Hütte und dem Rif. Sandro Pertini entgegen kamen. Endlich kam die neuerbaute Plattkofel-Hütte, 2300 m, ins Blickfeld und wir konnten uns den Schweiß von den letzten zwei Tagen, als es keine Duschen gab, abwaschen. Wir fühlten uns wie neu geboren und so genossen wir den letzten Abend in vertrauter Runde.

Seiser Alm

Die erneute Etappe führte von Lang- und Plattkofel weg, an der Zallinger Hütte vorbei über die Weiden der Seiser Alm, die ein wahres Pferdeparadies sind, hinab nach St. Ulrich. Zum Abschluss der Tour gönnten wir uns noch im Cafe Demetz ein Stück Flockentorte bevor wir die Rückfahrt antraten. Eines fand ich noch bemerkenswert: Reinhard fand für jeden von uns ein passendes, charakterisierendes Adjektiv: Sabine = sensibel, Reinhard = ruhig, Ute = unermüdlich, Joachim = jovial und Egbert = energiegeladen.

Egbert Kapelle

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