Alpinwanderung auf dem Pfunderer Höhenweg

Die Pfunderer Berge sind der südliche Abschnitt der Zillertaler Alpen. Sie werden vom Pfitscher Tal im Norden und dem Pustertal im Süden eingegrenzt. Auf der Grenze, im wörtlichen Sinne, zum Zillertal stehen der Hochfeiler, Hoher Weißzint, Großer Möseler, Hochferner und Turnerkamp, alle 3500 bis 3300 m hoch. Dagegen sind die Wilde Kreuzspitze (3132 m) und Wurmmaulspitze
(3059 m) nur wenige Meter über der magischen 3000 Marke.

Das Wetter war uns, einem Quartett aus Dieter, Joachim, Reinhard und Egbert, die ganze Zeit gewogen. Es war in der Zeit vom 15. bis zum 22.09.2018  sommerlich warm und blieb tagsüber trocken. Begonnen hat die Tour mit dem Anstieg aus dem Pfitscher Tal (St. Jakob 1442 m) zur Landshuter Europahütte (2693 m) in gemütlichen 4 Stunden über einen herrlichen, herbstlichen Bergwald mit u.a. Blau- sowie Preiselbeeren.

Der erste Tourentag war mit 8 Stunden reiner Gehzeit schon recht happig. Joachim „litt“ unter heißen Füssen, da er sie in den eiskalten Trog vor der Hochfeilerhütte hineinsteckte. An der unbewirtschafteten Hochfeilerhütte vorbei verlief der Weg zum Gliederferner und zur Gliederscharte bis zur Edelrauthütte. Der Gletscher war problemlos, weil er eben war, jedoch die Moräne und der gegenüberliegende Steilaufschwung kosteten uns wertvolle Zeit und Kraft. Anderntags führte der Höhenweg auf 2300 bis 2550 m Höhe rund um den Neves Stausee in 4 Stunden bis zur Chemnitzer Hütte.

Vor dem Abendessen die 450 Höhenmeter noch schnell auf den Gamslahnernock (2890 m) hinauf, wo wir eine herrliche Aussicht auf die Berge in der näheren Umgebung hatten. Nach dem kurzen Frühstück, verzauberte uns der Sonnenaufgang auf der Chemnitzer Hütte über den Rieserferner Alpen den Tag.

Nachdem wir erneut 10 Stunden unterwegs waren und den Aufstieg über die in weiten Teilen grobblockige Hochsagescharte (2705 m) hatten, kamen wir auf der Tiefrastenhütte sichtlich erleichtert an. Der an der gleichnamigen Hütte liegende Tiefrastensee bot eine kalte Abkühlung, die Joachim und Egbert in Form einer Schwimmeinlage annahmen.

Die Hochgrubbach Spitze (2809 m) nahmen wir am nächsten Tag mit. Danach ging es über einen kleinen Panoramasteig zur Edelrauthütte. Auch hier brachte der auf 2351 m liegende Eisbruggsee eine Abkühlung in Form eines Bades. Am Donnerstag waren vier Scharten zu überwinden. Davon war die Gaisscharte (2700 m) am schwierigsten zu erklimmen. Die Gaisscharte wurde mit einem riesigen Feld an grobblockigem, übermannshohem Geröll, für das man enorme Kraft benötigte, und einem ca. 20 m hohen, steilen und an Ketten gesicherten Steig verteidigt.

Auch die Dannelscharte (2437 m) war durch einen großen Bereich an blockigem Gestein gesichert. Hinter der Kellerscharte (2439 m) führte der Weg durch eine wunderschöne Hochmoor-Landschaft. Danach überstiegen wir die Steinscharte (2608 m) zur Brixner Hütte (2344 m). Den Anstieg auf die Wilde Kreuzspitze (3132 m) empfanden wir als weniger anstrengend als gedacht.

Dafür blickte man über die Zillertaler, die Stubaier, die Ötztaler Alpen und die Dolomiten. Beim Abstieg lachte uns der Wilde See von 2532 m entgegen. Wir konnten seinem Zauber aber widerstehen und uns zur Simile Mahdalm (2011 m) begeben. Wir waren die einzigen Gäste. Was für eine Überraschung als abends der Wirt mit drei Flaschen Hochprozentigem und fünf Gläsern in die Stube kam und uns einen Grappa, eine Marille und einen Zirbenschnaps nacheinander kredenzte. In der Nacht haben wir besonders gut geschlafen. Der Samstag begann mit dichtem Nebel. Wir entschieden uns den Pfunderer Höhenweg bis zum Tenser Joch (2213 m) zu gehen und dann über den Nosslgraben und Obertulver abzusteigen. Die Runde endete auf der Staatsstraße an der Bushalte-
stelle.

In der Summe eine wohl anstrengende Tour, mit zwischenzeitlichem Schwimmspaß, tollem Wetter, gutem Essen und recht wenigen, entgegenkommenden Bergwanderern.

Bilder und Text:
Egbert Kapelle

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