Skifreizeit

Eisige Füße, heiße Herzen

Warm eingepackt und mit einer Gruppenstärke von über zweieinhalb Dutzend starteten wir Montagmorgen am Frankfurter Hauptbahnhof in Richtung Ötztal, Österreich. Sieben Stunden können erstaunlich schnell vorüberziehen, wenn man sich bei Jungle Speed (brutales Kartenspiel) durch den halben Zug prügelt oder die eigenen Erlebnisse der letzten Monate durch Make it Meme (Online-Gruppenspiel) amüsant mit den anderen teilt.

Am Nachmittag könnten wir schließlich fast die komplette Selbstversorgerhütte in Zwieselstein und das komplette Skiverleih-Team in Sölden für uns einnehmen. Bei solch einer gigantischen Gruppenanzahl, die noch durch 6 weitere Teilnehmer aus der Sektion Darmstadt ergänzt wurde, kamen wir leider auch nicht um die altbekannten Kennenlernspiele herum. Kaum die Hälfte der neuen Namen gemerkt, waren wir schließlich bereit, in den ersten Skitag zu starten.

Leicht verschlafen, was sich auf den harmonisch dröhnenden Karaoke-Flow im Mädchenzimmer am vergangenen Abend zurückführen ließ, konnten wir in Kleingruppen, eingeteilt nach unserem Fahrniveau, die Pisten am Giggijoch erkunden. Die Größe des Skigebietes ließ es kaum zu, bis zur gemeinsamen Mittagspause alle Pisten abzufahren. Für Ambitionierte ging es nach der Pause noch einige Stunden weiter, der Rest machte sich wieder auf den Weg zur Hütte. Dort mussten nämlich schon die Vorbereitungen für das Abendessen getroffen werden. Mit vereinten Kräften konnten so jeden Abend Festmähler wie Käsespätzle, Thai Curry und Kaiserschmarren gezaubert werden - jedoch zum Nachteil abwechselnder Spülcrews. Ausklingen ließen wir die Abende mit verschiedenen Kartenspielen, so begannen wir auch eine ausgedehnte Poker-Runde, die sich bis zum Ende der Woche erstreckte. Der Wiedereinstiegspreis war zusätzliches Spülen - abschreckender als jeder Geldverlust.

Wer am Mittwoch nach 7 Stunden Skifahrzeit noch nicht genug hatte, konnte noch das Angebot fürs Nachtskifahren wahrnehmen. Um den 10 Stunden Skitag zu knacken, ging es für die Interessierten dann nachts unterm Sternenhimmel nochmal raus auf beleuchtete Pisten - ein einzigartiges Erlebnis. Am Donnerstag wurde es Zeit für Abwechslung. Dieses Mal ging es in das Skigebiet Obergurgl, welches uns noch mehr beeindruckte. Eine große Auswahl an fast unbefahrenen Pisten in drei aneinander liegenden Skigebieten. Lange abwechslungsreiche Abfahrten, spektakuläre Gondelaussichten und die witzigen Storytimes in den Kleingruppen machten den Donnerstag zum besten Skitag der Woche. Diesen Tag nutzten wir - die Gruppe am Ende nur noch auf drei Mädels reduziert - bis zur letzten Minute aus. Knapp vor der letzten Fahrt gelang es uns Dreien noch den letzten Sessellift zu erwischen und bis zum Gipfel zu fahren. Dort eröffnete sich uns ein traumhafter Ausblick auf die in der Abendsonne ertrinkende Gebirgswelt, der unsere erschöpften Augen nochmal belohnte. Drei Freundinnen, die Piste für uns alleine, über 1000 Höhenmeter Abfahrt mit der Abendsonne im Rücken - eine unbeschreibliche Atmosphäre und ein unvergesslicher Moment. Der Freitag verschlug uns nochmal ins gleiche Skigebiet und gab uns die Möglichkeit weitere Abfahrten zur erkunden.

Der letzte Tag schenkte uns frierenden Frankfurtern noch mal -20 Grad und eisige Füße, jedoch auch einen bombastischen Ausblick über ein nach dem Himmel strebendes Gipfelpanorama. Zu unseren Füßen hunderte Kilometer tiefe Täler gefüllt von mystisch weißen Nebelschwaden. Die klare Bergluft war geschmückt von herumschwebenden Eisflöckchen, die in den Sonnenstrahlen glänzten und dem letzten Tag einen goldenen Abschluss verliehen.

 

Text:

Aurelia Proskar 16.01.2025

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