Sommerfahrt auf die Tauplitzalm

28.07.2012 - 04.08.2012

In der Woche vom 28.07. bis 04.08. verbrachten 10 Familien ihre Sommerfahrt auf der Tauplitzalm im ÖAV Haus Linzer Hütte. 10 Familien – das heißt 18 Erwachsene, 12 Kinder zwischen 5 und 11 Jahren und – nicht zu vergessen - Hund Emma. Nachdem am Samstag im Laufe des Abends, teilweise trotz Blitz und Donner, alle gut am Ziel angekommen waren, ging es Sonntags um halb neun bei regnerischem Wetter am Steirer See vorbei in Richtung Leistalm. Einem sich ankündigenden Gewitter konnten wir durch eine zügigere Gangart entkommen, um dann – so dachten wir – auf der Leistalm bei einer Einkehr auf besseres Wetter warten zu können. Anders als gedacht standen wir aber vor verschlossenen Türen. Glücklicherweise war die Nachbarhütte bewirtschaftet, wo wir bei Steirerkasbrot mit Meerettich und Tee, teilweise mit Rum, auf besseres Wetter warten konnten. Dieses stellte sich dann auch überraschend schnell mit der Sonne ein. Ein Teil der Gruppe hatte sich entschieden noch den Roßkogel zu besteigen und dort noch ein entsprungenes Ross in Form eines Geocaches zu finden. Der andere Teil hatte schon den Weg zur Hütte angetreten.

Abends bei Skiwasser oder Bier und erneut schlechter Wetterprognose haben wir uns dann für einen vom Wetter unabhängigen Ausflug in das Salzbergwerk Altausee entschieden. Dort haben wir gelernt, dass der Urkontintent Pangäa eigentlich ein Käspressknödel war, in den Salz hineingschwappt war! Das Salz wird nun im Bergwerk abgebaut.

Aufgrund der besseren Wetterprognose entschieden wir uns am Dienstag, den Lawinenstein in Angriff zu nehmen. Nach langem, kräftezehrenden Anstieg über sattgrüne Wiesen konnten wir bei schönstem Sonnenschein unsere Brotzeit geniessen, wobei wir sehr intensiv durch neugierige Kühe beobachtet wurden. Die hatten nach der Devise „Occupy Gipfelkreuz“ die höchste Stelle des Lawinensteins besetzt. Den Rückweg traten wir an über einen steilen Abstieg bis zum Kraller See. Ab hier ging ein Teil der Gruppe in Richtung Hütte, ein anderer Teil genoss noch ein Bad im Märchensee. Die, die gleich in den Kraller See sprangen, erlebten ein bis dahin ungekanntes Gebräu aus Schlamm, Egeln, halbmeterhohem Algenteppich und auch ein paar harmlosen Fischen.

Bis hierher hatten die Wanderungen auf Pfaden und Wegen in Wald- und Graslandschaft stattgefunden. Nun, inzwischen schon Dienstagabend, wollten wir Einblick nehmen in eine regelrechte Mondlandschaft – die die das Tote Gebirge ausmacht: Kalkgestein ausgewaschen über die Jahrtausende und gespickt mit unzähligen Dolinen. Das sind große und kleine, schmale und breite, runde und spaltige Löcher, Höhlen und Klüfte, die manchmal ganz unauffällig direkt vor den Füßen auftauchen und deshalb viel Wachsamkeit erfordern. Wir machten uns am Mittwoch bei bestem Wetter auf in Richtung des Großen Tragl. Nachdem wir die letzten Latschenkiefern hinter uns gelassen hatten, erreichten wir den karstigen Fels des Toten Gebirges. Wir warfen Steine in die Dolinen und zählten die Sekunden bis zum Aufprall in der Tiefe – ganz schön lang dauerte das! Eine Gruppe ging bis zum Gipfel, die andere hatte das Jungbauerkreuz zum Ziel, das bei schönstem Sonenschein für eine ausgiebige Pause genutzt wurde. Das Kreuz erinnert an Herbert Jungbauer, der 1948 bei einer Skitour in eine große zugeschneite Doline stürzte und nicht mehr geborgen werden konnte. Diese Geschichte, direkt am Ort des Geschehens diskutiert, machte mächtig Eindruck auf die Kinder: „Wo ist das Loch?“ - „Liegt der noch da unten?“

Für den Donnerstag stand ein Übungsklettersteig in Obertraun auf dem Programm. Nachdem alle Helme, Klettersteigsets und Gurte verteilt waren, konnten wir für die Kleinen (und Großen) an einem Miniklettersteig eine Abseil- bzw. Ablassstelle einrichten. Das Angebot wurde begeistert genutzt; die ganz Mutigen durchquerten auch den mit Seilbrücken gespickten, gar nicht so einfachen Erwachsenenklettersteig in sehr luftiger Höhe.

Am Freitag stand eine Talwanderung nach Tauplitz Ort an. Dort konnten wir uns mit Kaiserschmarrn, Leberknödelsuppe oder sonstigen Leckereien stärken, um ganz entspannt mit dem Sessellift zum ÖAV-Haus zurückzukommen. Unterwegs sammelten die Kinder fleißig Holz, denn für die geplante Schnitzeljagdnachtwanderung mussten noch Bötchen gebaut werden.

Zurück auf der Hütte wurde erstmal in Gemeinschaftsarbeit für das Hüttenwirtpaar Indirah und Uli ein besonders großes und schönes Boot gebaut - das LINZER BOOT zum Dank für die freundliche Bewirtung. Die anderen Schiffchen trugen die Kinder nach dem Abendessen im Dämmerlicht über die Alm zum Märchensee. Aber über welchen Weg? Kein Problem – Kolja, mit 11 der Älteste der Minderjährigen, hatte akribisch eine perfekte Schnitzeljagdroute vorbereitet. Am Märchensee – da war es schon stockdunkel – suchten wir mit Stirn- und Taschenlampen eine flache Bachstelle, was eine echte Herausforderung war. Dort konnten die Kinder endlich ihre Boote mit Teelichtern beleuchten und auf die Wasserreise schicken. Das war zwar nicht ganz so besinnlich wie manche Erwachsene es erwartet hatten: Lautes „Ah“ und „Jetzt bin ich dran!“ oder „Meins geht unter!“ hallte über die nächtlich-dunkle Alm. Aber Kinder und Erwachsene werden sich sicher noch lange daran erinnern. Wie auch an den dunklen Heimweg zur Hütte: Immer wieder sahen wir im Stirnlampenlicht Kröten, die auf ihrer Wanderung unseren Weg kreuzten.

Damit war am nächsten Morgen die erlebnisreiche Woche schon vorbei – alle Familien traten samstags bei schönstem Sonnenschein ihre Heim- oder Weiterfahrt an.

Es war eine tolle Woche: auch mal anstrengend, aber sehr abwechslungsreich. Die Alm mit ihren sechs Seen, den vielen Kühen und dem großen, friedlichen Hüttenhund Aramis, der karstige Fels des Toten Gebirges, der kleine Spielplatz zum Entspannen für die jüngeren Kinder boten uns den Rahmen für erlebnisreiche Touren, bei denen alle Altersgruppen auf ihre Kosten kamen. Manche Eltern standen auch schon mal um fünf Uhr auf um vor dem Frühstück schnell mal die Traweng zu besteigen – per Erstbegehung (!) des ganz neuen Klettersteigs. Auch in der Hütte stimmte das Klima, dank Uli, Indirah und ihren Mitarbeitern, mit deren geselliger und direkter Art wir uns schnell wohlgefühlt haben.

Organisation & Bericht: Ulla Rüssmann und Martin Wilkes

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