Familienfreizeit auf der idyllisch gelegenen Verpeilhütte im Kaunertal
Von Hüttengeistern, Sahne-Boys & Girls und Alpenrosen im Tal der Regenbogen
"Ist das nicht ein wunderbares Leben,
frei wie ein Zigeuner wir sind.
Einmal hier und einmal dort zu leben,
hin und her zu ziehen wie der Wind.
Manches mal auch irgendwo zu bleiben,
wo die Welt besonders schön.
Die Erinn´rung wird uns dann begleiten,
wenn wir auch woanders stehn.
...
Im Sommer 2011 waren Stefan, Luis & ich bei der jährlichen Versorgung der Rauhekopfhütte (Alpenvereinshütte der Sektion Ffm) wieder einmal für einen Tag auf der Verpeilhütte - jedes Jahr ein Muss! Es war ein herrlicher Sommertag: Kinder spielten im seichten Bach, die Eltern genossen die schöne Landschaft und die leckeren Speisen und Getränke von Agnes und ihrem Team und wir fühlten uns einfach wohl. Warum nicht hier einen Urlaub mit der neu gegründeten Familiengruppe machen? Gedacht - getan!
Ziemlich genau ein Jahr später begaben sich sieben Familien auf das große Abenteuer „Alpenvereinshütte mit Kindern“, denn es sollte für alle das erste Mal mit ihren Kleinkindern (von zwei bis fünf Jahren) auf einer Berghütte mit Lager sein. So waren wir doch sehr gespannt, ob das mit dem Schlafen aller Beteiligten im Lager auch klappen würde.
An unserem ersten Tag, unserem Ankunftstag, trafen sich sechs Familien (bei einer Familie verzögerte sich die Anreise um einen Tag) am Parkplatz der Verpeilalm - von Feichten im Kaunertal über einen befahrbaren Forstweg erreichbar. Während das meiste Gepäck in Agnes Bus zur Hütte transportiert wurde, wanderten wir gemeinsam auf einem schmalen Pfad entlang eines wilden Bachs den Berg hinauf. Grasende Kühe und ihre Fladen, Felsenblöcke, die bestiegen werden wollten, und eine Brückenüberquerung machten den Aufstieg spannend. Nach einer guten Stunde gemütlichen Wanderns kamen wir schließlich am Fuße des Verpeiltals an und konnten den herrlichen Ausblick auf die Verpeilhütte mit beeindruckendem Bergpanorama im Hintergrund genießen.
Unser Einzug in die Lager war für unsere Kids ein großes Vergnügen: wilde Kissenschlachten und Weitsprünge quer über die Matratzen - da blieb keine Decke und kein Kissen auf seinem Platz!
Dieser erste Zu-Bett-Geh-Abend zog sich bei allen Kindern recht lange hin - zu aufregend war es, gemeinsam in einem Lager zu schlafen! Der vom Kind-zu-Bett-bring Dienst befreite Elternteil (und später auch der etwas entnervte andere Elternteil) durfte sich derweil auf den herrlich gemütlichen Sitzkissen vor der Hütte, mit einem heißen Kakao oder kühlen Bier bestückt, den Sonnenuntergang anschauen und einfach nur genießen, hier angekommen zu sein!
Den zweiten Tag verbrachten wir damit, den vor der Hütte gelegenen Verpeilbach und das umliegende Gelände kennen zu lernen. Bepackt mit Eimern und Schaufeln wateten unsere kleinen Entdecker durch den seichten Bach, bauten Bötchen aus Rindenholz und Blüten und formten mit Matsch und anderen Naturmaterialien ein grüffelo-ähnliches Wesen. Während sich die Kids im Wasser vergnügten, erkundete eine Gruppe Erwachsener den Klettergarten „Verpeilnase“, der sich ca. eine halbe Stunde aufwärts hinter der Verpeilhütte am Berghang befindet. Für unsere Gruppe mit Kleinkindern erwies sich aber der Aufstieg und das Gelände vor Ort als nicht geeignet!
Leckere Speisen wie Kaiserschmarren und Apfelstrudel versüßten uns den Rest des Tages. Zum Abschluss wurden wir noch mit einem beeindruckenden Naturschauspiel belohnt: ein Gewitter im Gebirge, anschließend kam die Sonne wieder heraus und füllte das Verpeiltal mit einem grellen Licht. Als Krönung bog sich ein wunderschöner Regenbogen von der einen Talseite zur anderen. Wir konnten tatsächlich den Anfang und das Ende vom Regenbogen fast fassen, so nahe war er. Welch ein tolles Erlebnis!
Unser dritter Tag stand im Zeichen des Mooskopf. Nach einem kleinen Warm-Up der kleinen und großen Kinder J mit einem Schwungtuch machten wir uns auf den Weg, den nahegelegenen Hausberg mit seinen 2532 Höhenmetern zu besteigen. Was gab es alles auf den 500 Höhenmetern zum Mooskopf zu erleben: eine etwas feucht geratene Bachüberquerung, Almrausch, so weit das Auge reicht, einen um uns kreisenden Rettungshubschrauber, eine Gams, Murmeltierlöcher, ein Schneefeld zum Spielen und schlussendlich der felsige Gipfel. Alle sieben Familien schafften den Aufstieg - die Kids teils in der Kraxe, teils zu Fuß, und unsere Bergziege Johanna erreichte den Gipfel mit ihren vier Jahren ohne einen einzigen Meter getragen zu werden - und auch Ella und Mattis liefen fast die ganzen 500 Höhenmeter hoch und wieder runter - was für eine Leistung!
Am vierten Tag teilten wir unsere Gruppe: ein Teil der Eltern machte sich auf zum Verpeilturm für alpine Mehrseillängen-Touren. Der andere Teil wanderte am Verpeilbach entlang hinein ins wunderschöne Verpeiltal. Unser Ziel: ein kleiner Bergsee. Auf unserer Wegstrecke gab es etliche Spielmöglichkeiten, so dass wir kaum vorwärts kamen: große Felsblöcke zum Klettern, der Bach zum Steine schmeißen und zum abenteuerlichen Überqueren, wunderschöne Alpenwiesenblumen zum Sträuße pflücken, ein Tipi aus Ästen zum Indianer spielen und vieles mehr. Unser leckeres Picknick nahmen wir auf einem großen Felsenblock ein. Ein kleiner Teil der Truppe erreichte nach einem steilen Anstieg den winzigen, versteckten See in einer idyllischen Senke, umgeben von Almrausch so weit das Auge reich! Die anderen strebten derweil schon hungrig und müde den kulinarischen Genüssen von Agnes entgegen. Auch unsere alpinen Kletterer kehrten pünktlich zum Gewitterbeginn von ihren abenteuerlichen Touren zur Hütte zurück.
Um die Kinder nach dem Gewitter und Regen wieder aus der Hütte zu locken, durften sie sich in der umliegenden Natur auf die Suche nach den verlorenen Regentropfen der Regenfee machen. Dafür mussten sie in der Gegend versteckte blaue Glassteine suchen und sie in einem Säckchen an einem besonderen Ort für die Regenfee hinterlegen. Nach erfolgreicher Suche und nach dem Auspacken der Gaben der Regenfee spielten Jung und Alt zusammen am Bach und warfen Steine von der Brücke. Immer größer wurden die Steine und bald schon war ein lustiger “Wer-schmeißt-den-größten-Stein-und-spritzt-am-weitesten-Papa-Wettbewerb“ zugange. Obelix wäre vor Neid erblasst! Und damit das Tal auch noch ein bisschen Wasser abbekam, wurde die entstandene Bachstauung danach wieder beseitigt .J
Während unsere Kleinen an diesem schönen Abend selig in ihren Bettchen schliefen, durften wir „Großen“ diesen wunderschönen Tag mit einem nächtlichen Lagerfeuer abschließen.
Unseren fünften Tag auf der Verpeilhütte verbrachten wir spielend in der Hüttenumgebung, während fünf Elternteile den Aufstieg auf dem Normalweg zum Schweikert (2879m) antraten. Nachmittags kamen alle glücklich und begeistert von der anspruchsvollen Tour zurück.
Unsere Kinder spielten derweil im und am Bach, kochten Salatsuppe aus Blättern, begaben sich auf eine Quellenerkundung mit Thorsten, sangen lautstarke Lieder in der Kapelle, kugelten den Kapellenberg hinunter, malten Bergtiere aus und halfen bei der Gestaltung des Hüttengästebuchs. Eine Familie unternahm eine kleine Wanderung zu einem nah gelegenen Schneefeld, und ein Papa erkundete die nähren Umgebung nach einem möglichen Familienklettergarten.
Am Nachmittag - alle wieder vereint - stand Grillen am Lagerfeuer auf dem Programm. Bepackt mit Würschtle und Feuerholz balancierten wir hinter der Verpeilhütte über einen Steg über den Bach zur großen Feuerstelle, suchten dort nach langen Stöcken, pieksten die Würschtle drauf und hielten sie übers Feuer. Eine Horde hinauf getriebener Kühe und das Erklimmen eines Kletterfelsen für die Kinder machten auch dieses „Event“ mal wieder sehr erlebnisreich!
Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir sehr gemütlich in der Hüttenstuben zusammen mit Agnes, ließen die Erlebnisse der letzen Tage Revue passieren und machten Pläne für die nächste Sommerfamilienferienfahrt.
Am sechsten und letzten Tag stand unsere Abreise bevor. Zum Abschied sangen uns Agnes und ihre Hüttenmädels ein Abschiedslied mit Gitarrenbegleitung vor, bei dem vor Rührung so manch Träne verdrückt werden musste. Glücklich und beseelt und das Herz voller schöner Erlebnisse und Erinnerungen machten wir uns an den Abstieg zur Verpeilalm. Hier hieß es Abschied nehmen und alle fuhren ihrer Wege - teilweise weiter zu einem weiteren Urlaubsziel, teilweise nach Hause und teilweise noch zum Gepatschhaus und zur Rauhekopfhütte – aber das ist eine andere Geschichte.
…
„Alles Schöne geht einmal vorüber,
und das Glück verlässt dich ab und zu.
Sei nicht traurig, lache nur darüber,
du bist ein Zigeuner ohne Ruh.
Ziehe deine Wege ruhig weiter,
ist dein Herz auch noch so schwer.
Morgen scheint die Sonne wieder heiter,
und die Sorgen drücken dich nicht mehr.
Wunderschönes Bergzigeunerleben,
denk ich dran, erleb´ ich´s noch einmal !
Wunderschönes Bergzigeunerleben,
denk ich dran, erleb´ ich´s noch einmal!“
Abschiedslied von Agnes und ihren Hüttenmädels („Bergzigeunerleben“)
Unser Fazit zur Verpeilhütte:
Agnes und ihr Team: super, sehr kinderfreundlich und einfach nur „lässig“ !
Hüttenumgebung: tollstes Spielgelände!
Lagerleben mit Kindern: klappt super!
Absolut Familien(gruppen)geeignet!
Nachahmung sehr empfehlenswert!!!
Vielen, vielen Dank an Agnes und ihre Hüttenmädels Steffi, Silke, Pia und Milena
Text: Karolin Weisser