Jahresbericht Höhlengruppe 2017

Das Jahr der Entdeckungen !

Es ist ja nicht so, daß wir die letzten Jahre nichts entdeckt hätten, doch 2017 haben vor allem viele neue nette Leute unsere Höhlengruppe entdeckt ! In Hessen gab es bedeutendes Neuland und in den Loferer Steinbergen tummelten sich mehr Höhlenforscher als je zuvor !!

Schon im Januar hatten wir im Herbstlabyrinth in Hessen Glück. Eine sehr unscheinbare und auch anstrengende Passage führte in wunderschönes Neuland. Nur ein letzter Schlot blieb in der spontan benannten „Hirnwindung“ noch unerstiegen. Ins Herbstlabyrinth bei Breitscheid führten im Jahresverlauf noch viele Forschungstouren. Über die Nordwestpassage wurde von der SAH der grandiose Wappensaal entdeckt, weit dahinter durfte ich wieder mal vertikal aktiv werden. Nun führt die berüchtigte „Rolltreppe“ in höchste Höhen, sehr abenteuerlich, sehr fordernd, jedoch das perfekte Anker-Bohr-Training.

Trainiert wurde die Höhlenseiltechnik auch fleißig in Finn´s Scheune, dann bei erstem zarten Grün im März am Baum mit schon 7 Personen und dem Höhlenhund. Das war auch nötig, denn es ging im April über Ostern eine lange Woche in den wilden Süden auf die Causse Noir in Südwest-Frankreich. Dort staunten die Höhlenforscher über richtig große Löcher und hatten ohne Ende Spaß. Der / die eine oder andere hat dabei entdeckt zu was man alles in der Lage ist, wenn der Höhlenvirus zuschlägt. Neue Freunde, neue Freuden, kulinarische Genüsse – eine sehr denkwürdige eindrucksvolle Reise mit Suchtfaktor (O-ton Ute).

Der formale Teil der VdHK-Tagung wurde im Juni auf der Schwäbischen Alb durch die tollen Höhlenexkursionen in wild zusammengewürfelten Teams zum Event. Mir scheint unsere Höhlengruppe ist inzwischen weithin bekannt, auch droba uff dr Alb enn Loichenga. Die Nächte waren nicht nur wegen den Mittsommertagen kurz !!  Abgrund, Tiefe, Leidenschaft war das vielsagende Motto.
Überhaupt sind die Höhlen der Alb 2017 auffallend oft besucht worden. Der Todsburger Schacht als Lieblingsziel einiger, gleich bis zu drei Mal !   Allerdings ist er auch eine prima Ausbildungshöhle für uns Vertikale mit vielen eindrucksvollen Speleothemen.

Im zweiten Halbjahr steigerte sich die unterirdische Aktivität in nie dagewesene Dimensionen. Sagenhafte 20 Personen erscheinen zum Materialtransport und Höhlenforschen Anfang Juli in den Loferer Steinbergen. Bei Kathi auf der von-Schmidt-Zabierow Hütte haben wir bald 30% der Schlafplätze belegt ! Viele neue Forscher entdeckten nie gesehene Welten unter den Wanderwegen. Trotz ständiger Gewitter wurde in den Wetterlücken der Laschenschmeisser ca. 80m tief vermessen (Ende offen !), ebenso wie die Schneeberghöhle mit ihren glitzernden Eisformationen. Im Namenlosen Loch gab es die Höhlentaufe für so manchen neuen Forscher. Zum ersten Mal am Seil hinab ins alpine Dunkel, hautnah in Berührung mit Eis- und Felsformationen !  Das begeisterte so sehr, daß noch nach 22 Uhr bei strömenden Regen spontan in die Eisseehöhle aufgebrochen wurde, einfach so ! Drinnen ist´s ja trocken; Respekt !

Na klar, zum voll ausgebuchten Forschungscamp im August lauerten die Gewitter über Lofer bereits wieder auf uns. Was das im Zelt auf 2.200m, oder ungeschützt auf dem Karst bedeutet, wissen nun auch die neuen Entdecker ! Neben einigen kleinen neuen Löchern, wurde hauptsächlich durch die Eisröhre in den ORO-Freezer eingefahren.  2016 hatten wir ja auf -270m die Belle Etage angeforscht, das war nun das erklärte Ziel. Endlich dort, geht es da tatsächlich überraschend abwechslungsreich durch fossile und aktive Passagen munter weiter. Waagerecht wachsende Lehm-„tropfsteine“, Blumenkohlsinter, große Kolke, monströser Verbruch, viel kalter Wind sowie unübersichtliche Räume und Hallen überraschen. Alles irgendwie ohne klare Hauptrichtung wie wir ahnen und tatsächlich stellen wir bei der Auswertung der Vermessungsdaten fest : es geht vor allem im Kreis herum !!  Zur weiteren Aufklärung und Erforschung diverser Abzweige brauchen wir da 2018 ein Vorstoß-Biwak. Die Liste der begeisterten Biwak-Schlafplatz Anwärter ist bereits eröffnet, der Dosenwilli nachgeordert.  (die Red. : Dosenwilli fördert die soziale Gemeinschaft und die Zusammenarbeit).    

Schon naht der international besetzte Forschungshöhepunkt des Jahres Ende September in den Tiefen der Kreuzhöhle. Fünf mutige Tiefenforscher fahren leicht erschöpft ein, nachdem draußen der frühe Schnee die Lage beim Aufstieg zur Hütte und über den Klettersteig zur Höhle sehr verschärft hatte (zeitgleich erste Lawinentote nebenan in den bayrischen Alpen). Dagegen war innen alles leicht (fast). In den ca. 120 Stunden non-stop unter Tage wurde nach Plan am 2.Tag die Halle der Träume von Mark und Oliver erreicht – was ein Hohlraum !!!  Um die 700 Meter tief gelegen geht es dort großräumig „horizontal“ weiter. Im anderen Forschungsteil führt der Westmeander Radu, Petr und Tom über neue Schachtstufen bis -640m hinab.  Auch da ist bei klassischem Materialmangel, noch nicht Schluß. Unterdessen konnte Marvin unsere Höhlenfunk-Meldungen vom erfolgreichen Kampf gegen die Schmelzwässer, an der Oberflächenstation nur über eine satte Bergtour abrufen und uns das gnädig gestimmte Sonnenwetter durchmelden. Neuer fetter Schneefall setzt erst wieder bei unserem Abschied von der Hütte ein, den überglücklichen Forschern mit bald 800m Neuland im Computer ist´s egal.  (siehe gesonderter Bericht).

Ohh, neben der kräftezehrenden Forschung ist ja immer noch die Käse-Wein-Höhlen-hinter dem Ofen-Schlemmer-Tour Anfang November obligatorisch. 22, ja zweiundzwanzig Höhlenforscher folgten dem Ruf in ein ostfranzösisches Kaff zum Speleo-sportive mit zufällig zwei großen Ferienhäusern in drei Seillängen Abstand. Eine Woche Auszeit kam vielen gelegen. Der Knaller war die Durchquerung des Verneau-Systems in ausgezeichneten 12h 5 Min ! (statt 17h wie 2011). Ein sehr fordernder Klassiker für sportliche und ausdauernde all-round Höhlenforscher. Die Durchführung der Tour erfordert 3 Tage mit Ein- und Ausbau einiger Seile und Erkundung der Wasserstände im System. Wer überall in welchen Höhlen war, erschließt sich im Nachhinein nur über die gigantischen Höhlenfotos. Da empfehle ich allen Lesern und Neugierigen unser Youtube Video „Caves 2017“: https://www.youtube.com/watch?v=30zIv0AGYW0
Sogar eine Drohne war dabei unterirdisch im Einsatz.  Freunde, mit Euch könnte ich ewig Urlaub machen, einfach herrlich !

Im kalten Dezemberwind hingen wir stilecht vor der Weihnachtsfeier bei Seilübungen in den Bäumen, dann ging es hinein zu warmen Äppler und Glühwein. Das Super-Raclette schmeichelte den Gaumen mit 4 kg Käse, dann wurden die Höhlenfilme und Superbilder des Jahres genossen. Für 2019 wird versprochen einen Höhlenkalender mit den Besten der besten Mega-Bilder aufzulegen.  Die Anmeldung läuft bereits – also keine Scheu bitte !

Glück tief,   Oliver

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