JuMa-Hochtour Trifthütte
… Höhenflüge in den Urner Alpen
„Regen. Noch mehr Regen? Hatten wir diesen Sommer nicht schon genug Regen?“, kreist es in unseren Köpfen beim Blick auf den Wetterbericht für das kommende Wochenende. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so machen wir uns im strömenden Regen auf in Richtung Urner Alpen. Nach unserer Ankunft im Tal lässt der Regen erfreulicherweise etwas nach, sodass wir die Trifthütte, unsere Basis für die nächsten drei Tage, zwar feucht aber wenigstens nicht klatschnass erreichen.
In der Hoffnung auf besseres Wetter am Nachmittag starten wir unsere Tour am nächsten Tag nach einem gemütlichen Frühstück erst um 8 Uhr. Nach kurzem Zustieg erreichen wir den Grat hinter der Hütte. Auf noch nassem Fels mit reichlich Flechtenbewuchs tasten wir uns vorsichtig durch die ersten Kletterstellen im 2. und 3. Grad bis wir wieder Gehgelände erreichen. Nach 450 Höhenmetern auf dem Grat betreten wir den Triftgletscher und steigen unter mittlerweile wolkenlosem Himmel durch feinsten Firn bis zum Beginn des Gipfelgrats auf. Ein Teil der Gruppe entschließt sich noch über den teils vereisten Grat bis zum Gipfel des Hinter Tierberg aufzusteigen, bevor wir wieder gemeinsam absteigen.
Im Abstieg erinnern uns einige Felsbrocken, die sich oberhalb von uns lösen und die 35° steile Firnflanke hinabschießen, eindrucksvoll an die Gefahren im Gebirge und so sind wir froh, unversehrt und pünktlich zum Abendessen wieder zurück an der Hütte zu sein.
Samstag stehen wir auf Wunsch von Gruppenleiter Andre für das „Westalpenfeeling“ bereits um 5 Uhr abmarschbereit vor der Hütte und beginnen unseren Zustieg. Am Gletscher angekommen treibt Andre uns in einem „für die Westalpen angemessenem Tempo“ über den Gletscher Richtung Dammastock. Schon um halb zehn stehen wir auf dem Gipfel … oder doch nicht? Das Gipfelkreuz des Dammastock können wir lediglich in einigen Hundert Metern Entfernung erahnen – im Höhenrausch sind wir doch tatsächlich auf den falschen Gipfel gestiegen! Eine dreiviertel Stunde später stehen wir dann endlich auf dem Dammastock und genießen bei bestem Wetter das Panorama vom höchsten Berg der Urner Alpen.
Am frühen Nachmittag sind wir schon zurück an der Hütte und sonnen uns auf der Terrasse – mit so einem Wetter hat noch vor zwei Tagen wirklich niemand gerechnet.
Die Hüttenwirtin erzählt uns, dass wir womöglich eine der letzten Gruppen überhaupt auf der Trifthütte sind. Die Hütte wurde im Winter durch eine Lawine schwer beschädigt und diesen Sommer nur notdürftig mit Zelten als Ersatz für die teils zerstörten Lager betrieben. Durch das Abschmelzen des Gletschers oberhalb der Hütte hat sich das Gelände so verändert, dass weitere Lawinenabgänge nicht auszuschließen sind. Ob die Hütte wieder aufgebaut wird ist deshalb noch ungewiss. Auch hier hinterlässt die Klimakrise schon ihre Spuren und gefährdet Existenzen.
Sonntag früh hat sich das Gutwetterfenster wieder geschlossen und so endet unser Wochenende so wie es begonnen hat: im Regen.
Bericht: Rafael Stoll
Fotos: Teilnehmer der Gruppe