Die Suche nach dem Einstieg
In den Dolomiten und Ailefroide zeigte sich wieder: Alpinklettern hat seine Tücken
Menschen, die zum ersten Mal in den Dolomiten klettern, machen häufig eine verstörende Erfahrung: Auch Routen, die als einsteigerfreundlich gelten, sind mitunter schwer zu finden, und es ist durchaus möglich, sich am Ersten Sellaturm zu verirren. „Könnte man nicht ein paar Skilifte absägen und aus dem Stahl Bohrhaken herstellen, um wenigstens den Routenlauf zu markieren?“, fragte ein Kletterer am Abend des ersten Tages der diesjährigen Dolomiten-Fahrt des KCF. Mit 16 Personen waren wir Anfang September wieder nach La Villa in Alta Badia gefahren.
Neben diesen Anfangsschwierigkeiten gab es jedoch auch viele Erfolgserlebnisse: Zwei Seilschaften gingen die Dorigatti-Giambisi-Führe im Vallonkessel, laut alpenvereinaktiv.com die „schönste und eleganteste Route auf den Boèseekofel (Piz da Lech)“. Die erste Seilschaft schaffte es pünktlich zur Seilbahn zurück; das zweite Team musste feststellen, dass 11.30 Uhr etwas spät ist für den Einstieg, vor allem, wenn man zu dritt ist und die üblichen Probleme mit der Routenfindung hat. Ein dreistündiger Abstieg über mehr als tausend Meter, zuletzt mit Stirnlampe, war die Folge ...
Auch am Hexenstein kamen Stirnlampen zum Einsatz, allerdings nicht im Abstieg, sondern für den originellen Zustieg durch den Goiginger-Stollen. Weitere Höhepunkte der Kletterwoche waren die Ghedina-Führe am Kleinen Falzaregoturm sowie die Dibona-Route am Sas de Mesdi. Wetterbedingt wanderten wir etwas mehr als ursprünglich geplant. Ein besonders motivierter KCFler erreichte fast den Gipfel der Lavarella (3.055), musste allerdings kurz vor dem Ziel im dichten Nebel umkehren.
Der letzte Tag war einem traurigen Anlass gewidmet: Wir trafen uns am Lagazuoi zu einer stimmungsvollen Gedenkfeier für Steffi, die hier vor einem Jahr verunglückt ist.
Schon eine Woche später fuhr eine KCF-Gruppe nach Ailefroide. Es war die erste KCF-Fahrt in die gewaltige Landschaft der Dauphiné, aber sicher nicht die letzte. Die wegen Krankheitsausfällen auf sechs Personen geschrumpfte Gruppe genoss die Ruhe und Abgeschiedenheit dort – ein wohltuender Kontrast zu dem Massenandrang, der mittlerweile in den Dolomiten herrscht.
„Es war sehr klasse“, fasste ein Teilnehmer seine Eindrücke zusammen: eine unübersehbare Vielfalt an Kletterrouten, viele plaisirmäßig abgesichert, aber auch spannende Tradführen. Besonders die Begehung der Fissure d’Ailefroide geriet zu einem mehrstündigen Abenteuer, bei dem zweimal am Stand vorbei abgeseilt wurde, sich mehrmals das Seil verklemmte, und viele Meter hochgeprusikt werden mussten ...
Ganz herzlichen Dank an die jeweiligen Organisator:innen der Fahrten: Petra Ahrens, Matthias Kilian-Jacobsohn und Oliver Lorenz!
Bericht: Andrea Teupke