FREITAGABENDS IST KLETTERN... AUCH MIT „MULTIPLE SKLEROSE“.

Wenn ein 40-jähriger Familienvater, bei dem vor mittlerweile 17 Jahren Multiple Sklerose diagnostiziert wurde, auf der Suche nach einer regelmäßigen Freizeitbeschäftigung mit seinen beiden Kindern (5 und 7 Jahre) ist, kommt einem spontan so einiges in den Sinn: Musizieren vielleicht, ins Kino gehen oder zum Malkurs. Irgend-etwas, was körperlich nicht anstrengend ist. Aber Klettern? Besser nicht!

In der Tat bin ich mit meiner linksseitigen Bein- und Fußheberparese motorisch eingeschränkt. Hinzu kommt eine Schwäche des linken Armes. Aber deshalb nichts Neues wagen?

Über das Internet bin ich eher zufällig auf das Angebot der KLETThERAPIE des DAV Frankfurt aufmerksam geworden. Die Bilder auf der Webseite zu den vorangegangenen Kursen haben mich sofort neugierig gemacht und ermutigt, mal was ganz Anderes auszuprobieren. Die Reaktion meiner Kinder auf die Idee, zusammen klettern zu gehen, lässt sich leicht zusammenfassen: Große Vorfreude. Also Klettern? Warum nicht!

Gesagt, getan, Anmeldeformulare ausgefüllt und abgeschickt. Nur kurze Zeit später bekam ich einen Anruf von Monika Gruber. Monika und Wolfram haben die KLETThERAPIE vor Jahren ins Leben gerufen und sind mit so viel Herzblut dabei, dass man unbedingt dabei sein will.

Im Oktober war es dann soweit und ich machte mich mit meinen beiden Kindern auf zum ersten Probe-KLETThERAPIE-Termin nach Kelkheim. Von der ersten Minute an steckte uns die Begeisterung, das Engagement und die Leidenschaft von Monika und dem kompletten ehrenamtlichen Helferteam an. Als jeder seine Kletterausrüstung anhatte, ging es mit der Aufwärmrunde los. Die besondere Gemeinschaft war hier schon zu spüren: ob jung oder alt, mit oder ohne Handicap, alle waren mit großen Spaß dabei. Danach ging es an die Kletterwand. In der Regel haben immer zwei Teilnehmer einen ehrenamtlichen Helfer an ihrer Seite, der sie abwechselnd beim Klettern und Sichern unterstützt. So lernen einige Teilnehmer das Klettern und Sichern aus beiden Perspektiven kennen und haben dadurch die Möglichkeit, mit einer gewissen Erfahrung, auch privat die Kletterwände zu erklimmen. Je nach Ausprägung des Handicaps und der damit einhergehenden Einschränkungen, stehen weitere Helfer zur Verfügung, die parallel mitklettern, Tipps geben, unterstützen oder einfach nur motivieren, wenn mal die Luft oder Energie ausgeht. Natürlich wurde aus unserer Probestunde eine regelmäßige Teilnahme an diesem und weiteren Kursen.

Freitagabends ist jetzt Klettern angesagt und wir freuen uns alle immer sehr darauf. Das Gefühl, wenn man trotz oder gerade mit einem Handicap die Wand hochklettert und sieht, dass es geht, Riesenspaß macht und nebenbei auch noch einen großen therapeutischen Trainingseffekt hat, beflügelt nahezu. Zudem kann ich wertvolle Zeit mit meinen Kindern in einem tollen Umfeld verbringen.

Ebenso ist es unbezahlbar, die anderen Teilnehmer, zumeist Kinder mit Handicap, zu sehen und ihre Freude und Begeisterung regelrecht zu spüren. Wenn man sich die Wand hoch müht und dabei freudestrahlend von einem Mädchen mit Down-Syndrom überholt wird, um sich später, oben angekommen, stolz abzuklatschen - das ist nur ein Beispiel vieler wundervoller Momente. Die Freude in den Augen der teilnehmenden Kinder zu sehen, egal ob sie einen, zwei oder fünf Meter hoch klettern, nur im Sicherungsseil schaukeln oder beim Sichern unterstützen. Das sind nur kurze Auszüge meiner durchweg positiven persönlichen Erfahrungen bei der KLETThERAPIE:

All das ist nur möglich, weil jede Woche ehrenamtliche Helfer in ihrer Freizeit für uns da sind. Unsere Fragen beantworten, uns motivieren, stützen, ermutigen und antreiben. Und uns damit diese wertvollen Erlebnisse und Erfahrungen ermöglichen. Dafür bleibt am Ende nur ein Wort: Danke. Von Herzen.

 

Text: Maik Kübler

Fotos: Wolfram Bleul

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