Erfolgreiche Uhu-Nestbewachung

Wer hätte das gedacht? Aus Kletterern werden Vogelschützer. 2009 unterstützte die Sektion Frankfurt am Main die Vogelschutzgruppe Usingen bei der Anlage von Brutstellen für Uhus in einem aufgelassenen Steinbruch bei Usingen. In
senkrechten (zum Klettern wg. der Brüchigkeit nicht geeigneten) Felswänden wurden unter größter Geheimhaltung Nistplätze angelegt. Der erste Bruterfolg stellte sich bereits im Frühjahr 2010 ein. Leider wurden zwei Jungvögel durch Nesträuber aus dem Horst geraubt, ein Dritter stürzte bei der Aktion tödlich ab.

Die Vogelschützer änderten daraufhin ihre Taktik und entschieden sich für die „Rund um die Uhr Bewachung“ und Öffentlichkeitsinformation (Zeitungen, Rundfunk), sobald es zu einem weiteren Bruterfolg kommen sollte.

Im März 2012 war es dann endlich soweit. Der 1. Vorsitzende der Vogelschutzgruppe, Herr Horst Wolff, meldete, dass der Uhu (ob es auch eine weibliche Form gibt, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen) auf dem Nest sitzt und brütet.

Mitte April wurden schließlich zwei Jungvögel gesichtet; die Bewachung konnte beginnen. Mit dem ersten Dämmerlicht begab sich die „Frühschicht“ ab 5.30 Uhr bis in den Vormittag auf den Beobachtungsposten im gegenüberliegenden
Wald. Tagsüber wechselten sich dann verschiedene Personen wie der Jagdpächter, Forstmitarbeiter oder Anwohner mit
den Kontrollen ab. Die „Spätschicht“ war ab 19.30 Uhr bis zur Dunkelheit vor Ort. Neben dem „Personenschutz“ wurde auch eine Kamera installiert, die mit einem Bewegungsmelder gekoppelt war; selbst die Usinger Polizei fuhr verstärkt Streife. Es sind sonst wohl nur hochrangige Politiker oder „Prominente“, die derartigen Vollschutz genießen.

Die Einteilung erfolgte durch Herrn Wolff und des Öfteren auch durch seine Frau, da er „mal wieder im Wald unterwegs und daher telefonisch nicht erreichbar war“. Neben Mitgliedern der Vogelschutzgruppe Usingen stellte die Sektion Frankfurt des Deutschen Alpenvereins die meisten Bewacher.

Besonderer Dank geht an Helmut Brutscher, Kurt Schmalzl, Mario Paolini, Lucy Hyke Hesse, Meike und Stephan Weinbruch, Herrn Kaiser, Sabine Mönning, Gerlinde und Reinhard Graichen, Karl Ludwig Waag, Peter Hesse, Alex Pochowski, Petra und Fred Wonka sowie Tobias und Thomas Ohlenschläger, die sich zum Teil mehrfach „auf die Lauer legten“. Rekordhalter ist die Familie Wonka mit je drei Früh- und Spätschichten!!

Bei den Einsätzen konnten wir vor allem die Stille bzw. die besonderen Geräusche des Waldes genießen; gerade in unserer oft lauten und hektischen Zeit fast vergessen gegangene Eindrücke.

Kleine Momente des Glücks kamen auf, wenn sich die Jungvögel, anfangs nur kurz, später immer öfter, am Nestrand blicken ließen. Mit zunehmendem Alter wurden sie mutiger und unternahmen erste Ausflüge in die Umgebung des Nestes. Schön zu sehen, wie sie dabei ihre Flügel spreizten.

Aufregung kam auf, als Sabine Mönning eines Abends beobachtete, dass ein Vogel aus dem Nest gefallen war (oder gestoßen wurde?). Noch in der Nacht wurde von Herrn Wolff die Rettungsaktion organisiert und am nächsten Morgen gestartet, die maßgeblich durch Petra und Fred Wonka und Herrn Wolff erfolgte. Der Jungvogel hatte überlebt. Er wurde eingefangen und zur Greifvogelstation auf dem Feldberg gebracht. Die Freude und Überraschung war anschließend umso größer, als immer noch zwei Uhus im Nest saßen. Es müssen also drei Jungvögel gewesen sein, die wir trotz intensivster Beobachtung, selbst mit dem Fernglas, nicht erkannt haben.

Nach über 8 Wochen war es Mitte Juni soweit. Die Flugübungen zeigten ihre Wirkung, und die Uhujungen verließen mit ihren Eltern das Nest. Sie werden wohl noch einige Wochen von den Altvögeln gefüttert und zur Jagd angeleitet, bevor sie endgültig ihre eigenen Wege gehen. Übrigens; der Nestflüchtling hat auch das Fliegen gelernt. Er wird nun ausgewildert und eventuell etwas verspätet seine Geschwister wiedersehen.

Eine gelungene Aktion ist erfolgreich zu Ende gegangen. Als Dankeschön für die Unterstützung sind alle Helfer des Alpenvereins am Sonntag, 26. August zum Sommerfest der Vogelschutzgruppe in Usingen eingeladen. Details sind bei Thomas Ohlenschläger oder Herrn Wolff zu erfahren.

Fortsetzung folgt, sobald wieder gebrütet wird.


Text: Thomas Ohlenschläger        Fotos: Petra & Fred Wonka

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