Obstbaumschnitt mit schwerem Gerät
Im noch winterlichen Taunus fand unsere diesjährige Frühjahrsaktion an den Eschbacher Klippen statt. Auf dem Programm stand, wie auch im letzten Jahr, der radikale Rückschnitt der über Jahre vernachlässigten Streuobstwiesenbestände; diesmal allerdings auf einer noch im Urzustand befindlichen Fläche.
Eingefunden hatten sich ca. 30 Personen, überwiegend Bürger aus dem Usinger Land. Der DAV war leider nur durch 2 Mitstreiter vertreten. Neben den Freiwilligen waren Mitarbeiter des Naturpark Hochtaunus, der Stadt Usingen und natürlich der zuständige Förster mit von der Partie. Bei herrlichstem Sonnenschein und mit viel Spaß und Elan ging es unter der sachkundigen Führung des Biologen Dr. Selzer und des Försters Karl-Matthias Groß an die Arbeit. Zunächst vermittelte Herr Dr. Selzer das nötige theoretische Wissen, welches anschließend an einem alten Apfelbaum in Form eines Rückschnitts demonstriert wurde. Vorgegangen wurde nach der Devise „nicht kleckern – sondern klotzen“.
Nach der theoretischen und praktischen Einführung ging es den anderen Bäumen in Teamarbeit an der „Kragen“. Der ausgewählte Baum wurde begutachtet und notwendige Maßnahmen im Team beraten. Vor der Umsetzung der Maßnahmen wurde jeweils der Experte zur Abstimmung hinzugezogen. Danach wurde Hand angelegt.
Anfangs noch zögerlich, aber mit der Zeit immer forscher, kamen Astscheren und Bügelsägen zum Einsatz. Auch die beiden Mitarbeiter des Naturpark Hochtaunus und Herr Groß kamen mit ihrer „Lizenz für die Motorsäge“ beim Erziehungsschnitt voll zum Einsatz. Für einen Förster findet ein „Erziehungsschnitt“ in der Regel 5-10 cm über dem Boden statt. Bei unseren Obstbäumen kam diese Regel natürlich nicht zur Anwendung.
Alle Teilnehmer waren eifrig am Bäume schneiden, manchmal sogar etwas zu übereifrig. Von Herrn Dr. Selzer war gelegentlich ein „Ups, der Ast sollte eigentlich stehen bleiben“ zu vernehmen. Aber die Säge oder Schere hatte ihr Werk bereits vollendet. Andererseits kam es dann auch vor, dass ein Team einen Baum mit viel Liebe zum Detail zurückgeschnitten hatte, vom Fachmann dann aber doch die radikalere Version bevorzugt wurde. Dann hieß es nur noch „Huch, wo ist unser Baum?“.
Dank der großzügigen Spende des Naturparks Hochtaunus konnten sich zwischendurch alle bei Fleischwurst mit Brötchen stärken. Bei so viel Energiezufuhr war die Arbeit bereits nach ca. 2 1/2 Stunden erledigt. Ehrlich gesagt: Nach unserer Aktion war von den Bäumen nicht mehr viel übrig! Die aufgeschichteten Schnittguthaufen waren dafür umso stattlicher. Hierdurch soll, als Nebeneffekt, neuer Lebensraum für heckenbrütende Vögel und allerlei weiteres Getier geschaffen werden.
Wie von Herrn Dr. Selzer zu hören war, ist es zur Unterstützung eines intakten Ökosystems Streuobstwiese sowie zur Erhaltung alter Obstsorten vorteilhafter, ungepflegte Streuobstwiesenbestände radikal zurückzuschneiden, als neue Bäume zu pflanzen.
In anderen Beständen hat man bereits gute Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise gemacht. Dass dies nicht nur Theorie ist, konnten wir an im vorigen Jahr radikal zurück-geschnittenen Obstbäumen sehen. Alle Bäume haben frische Triebe entwickelt aus denen sich neue Baumkronen formen lassen. Auch wir sind überzeugt mit unserem Einsatz dazu beigetragen zu haben, „unseren“ Bäumen wieder einen Neuanfang zu ermöglichen, so dass zukünftig wieder reichliche Früchte zu erwarten sind.
Als Naturschützer kommen einem bei derartigen Aktionen schon manchmal Zweifel. Eine Streuobstwiese als Teil einer Kulturlandschaft benötigt aber eine gewisse Pflege. Wird diese über viele Jahre nicht geleistet sind größere Eingriffe notwendig.
Als Resümee lässt sich festhalten: Es war mal wieder eine gelungene Aktion im Rahmen des Pflegekonzepts der Eschbacher Klippen. Der einzige Wermutstropfen war die geringe Beteiligung von DAV-Mitgliedern.
Text und Fotos: Petra & Fred Wonka