Die Online-Dokumentation "Spurensuche Nationalsozialismus" wächst

Startseite der neuen Doku-Website
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Die ehrenamtliche Sektions-Projektgruppe "Spurensuche Nationalsozialismus" recherchiert und dokumentiert seit 2019 Schicksale früherer Mitglieder, die während der NS-Zeit als Jüdinnen und Juden verfolgt bzw. ermordet wurden. Wir gehen davon aus, dass das rund 120 Menschen gewesen sein könnten.

Seit Frühjahr 2022 könnt ihr die Ergebnisse unserer Recherchen im Netz nachlesen - auf der Website "Spurensuche Nationalsozialismus". Mit euren Spenden habt ihr dazu beigetragen, dass dieses dunkle Kapitel der Sektionsgeschichte endlich erzählt werden kann - dafür danken wir herzlich! Ihr findet die Website unter den Domainnamen www.spurensuche-frankfurt.de oder spurensuche.dav-frankfurtmain.de.

Wir laden euch herzlich ein: Klickt auf die Seite, taucht ein in die Lebens- und Leidenswege der Verfolgten, lasst euch bewegen von den Verstrickungen des Vereins und seiner Funktionäre. Stellt eure Fragen und schreibt uns, was euch gut und weniger gut gefällt. Euer Feedback ist uns wichtig! Ihr findet dazu ein Kontaktformular. Es lohnt sich auch, die Seite immer wieder zu besuchen, denn wir tragen ständig weitere Erkenntnisse zusammen.

Vor allem: Erzählt von unserem Projekt und gebt den Link weiter, in eurem Freundeskreis, in anderen Sektionen und Vereinen, am Arbeitsplatz, kurz: überall, wo es Interessierte gibt. Wir wünschen uns einen breiten Austausch über den Umgang mit unserer Geschichte. Schon jetzt findet man uns auf ähnlichen Plattformen des Historischen Museums Frankfurt, des Jüdischen Museums und des Instituts für Stadtgeschichte.

 

Auch Sektions-Funktionäre werden vorgestellt.
Auch Sektions-Funktionäre werden vorgestellt.

Unsere Arbeit

Wir haben bisher viel Erschütterndes herausgefunden. Über Arthur Kutz zum Beispiel, den angesehenen jüdischen Arzt, der 1933 seinen Vorstandsposten in der Sektion räumen musste, weil der Verein mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten ein "judenreines" Leitungsgremium für besser hielt. Oder Ernst Meissinger: Er hatte als Student die Studentische Abteilung des Vereins mitaufgebaut und Wesentliches zur Nachwuchsarbeit beigetragen. Doch 1935 schloss die Sektion ihn aus, weil er eine jüdische Mutter hatte.

1939 musste Meissinger aber dann, weil die Nazis ihn als sogenannten "Mischling ersten Grades" einstuften, zur Wehrmacht. Er fiel 1940 in Frankreich, mit nur 30 Jahren. Schließlich Ilse Schönflies, geb. Eisenberg, die 1921 in die Sektion eingetreten war: Sie und ihre drei Kinder wurden 1944/45 in den Konzentrationslagern Auschwitz und Fürstengrube ermordet, ihr Ehemann vermutlich ebenfalls. Anderen, wie Richard Albersheim und Dr. Max Zuntz und ihre Familien, gelang rechtzeitig die Flucht, sie waren aber entwurzelt und konnten ihren Lebensunterhalt nur mit großen Schwierigkeiten bestreiten.

Das sind nur wenige Beispiele, doch es gab zahlreiche weitere Mitglieder, die während des Nationalsozialismus ausgegrenzt, verfolgt bzw. ermordet wurden. Denn viele der bekannten Wissenschaftler, Juristen und Ärzte, die in den 20er und 30er Jahren zur Sektion Frankfurt am Main gehörten, waren Menschen jüdischer Religionszugehörigkeit. Sie trugen sehr viel zum hohen Ansehen des Vereins bei. In manchen Fällen konnten wir auch Kontakte zu ihren Nachfahren knüpfen, die für beide Seiten sehr bereichernd sind.  

Die Haltung unserer Sektion war vor 1933 lange von selbstverständlicher Offenheit gegenüber ihren jüdischen Mitgliedern geprägt, anders als in vielen anderen Sektionen. Mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten änderte sich das aber schlagartig. Die Frankfurter Sektion passte sich schnell an die nationalsozialistische Doktrin an, damit der Verein weiter aktiv sein und überleben konnte. Die Verbundenheit zu den Juden und Jüdinnen in der Mitgliedschaft wurde dafür preisgegeben. Wie das vor sich ging und welchen Anteil einzelne Funktionäre daran hatten, versucht die Website aufzuklären. Schließlich finden sich zahlreiche Verweise und Links auf historische Dokumente und weiterführende Informationsquellen.

 

Wir sagen Danke!

Die Spurensuche-Website wäre ohne die Hilfe vieler Menschen und Institutionen nicht möglich gewesen. Viele haben uns mit Hinweisen und Dokumenten unterstützt und wir haben sehr viel Zuspruch erhalten, gerade auch aus der Sektion. Webdesigner Patrick Weiß hat die digitale Dokumentation für uns entwickelt und unsere vielen Fragen und Wünsche aufgenommen. Die Kosten von mehreren tausend Euro für das Projekt konnten wir finanzieren durch eure Spenden, ferner durch Fördermittel der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, des Landessportbundes, des Kulturamtes der Stadt Frankfurt und des Sportkreises Frankfurt. Wir danken allen, die uns unterstützt haben!

Wer uns weiterhin unterstützen möchte, kann das tun - so können wir weitere Recherchen, einen Flyer über unser Projekt und andere Vorhaben finanzieren.

Spendenstichwort (unbedingt angeben!):

Spurensuche

Spendenkonto der Sektion:

HypoVereinsbank
IBAN:  DE09 5032 0191 0004 5125 45
BIC:  HYVEDEMM430

Spendenbescheinigung:

Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt, deshalb wirkt eure Spende steuermindernd. Eine Spendenbescheinigung stellt die Geschäftsstelle ab einem Spendenbetrag  von 10,- Euro aus. Benötigt werden dazu zwingend euer Name und eure Postanschrift.

 

Mitmachen

Je mehr wir sind, desto mehr Spuren werden wir finden. Deshalb freuen wir uns jederzeit über weitere Engagierte.
Wenn du bei uns mitmachen möchtest oder Fragen bzw. Hinweise zum Projekt oder zu einzelnen Recherchen hast, schreibe uns:

spurensuche@dav-frankfurtmain.de

 

Weiterlesen

Wir berichten regelmäßig im Mitgliedermagazin MainBERG über unsere Arbeit. Wer mehr über uns wissen will, wird hier fündig:

Im Herbst 2019 haben wir zur Mitarbeit beim Projekt "Spurensuche" aufgerufen

Einen Überblick über unsere Recherchen bis Herbst 2020 findet ihr hier: "Viele Namen, viele Opfer"

Am Beispiel Ernst Meissingers haben wir konkret beschrieben, wie wir arbeiten: "Das kurze Leben von Ernst Meissinger"

Informationen über unsere Arbeit an der Online-Dokumentation gibt es hier: "Die Vergangenheit ist nicht vorbei"

Warum es so schwierig ist, Informationen über verfolgte Frauen zu finden: "Wo sind die Frauen?"

Wie unsere "Spurensuche"-Dokumentation Kreise zieht: "Positives Echo auf die neue Homepage"