Spaghetti-Runde im Sommer 2021

Saas-Grund einmal anders

Es war schon immer eine Freude nach Saas-Grund ins Wallis zu kommen. Nicht nur wegen der hohen und höheren Berge, sondern auch weil uns die Familie Venetz stets gut bewirtet hat und weil die Stimmung unter uns Frankfurter Bergsteigern ausgelassen war. Aber in diesem Jahr war es etwas anders. Die Vorfreude auf die Tour war vorhanden. Die Spaghettirunde entpuppte sich als ein veritables Vorhaben. Von 12 Teilnehmern, die sich zur Tour angekündigt hatten und für die auch auf den Hütten gebucht war, bleiben sechs(!) übrig. Die Übrigen hatten Bedenken wegen des weichen Schnees in der Höhe und den daraus resultierenden Spaltenstürzen (durchaus berechtigt), der kurzfristig angekündigten Verschärfung der Corona-Auflagen in Italien (nachvollziehbar) und wegen gesundheitlicher Probleme (sichtbar).

Wir haben in der Akklimatisationswoche viele Touren unternommen, untern anderem auf das Allalinhorn, den Mittaghorn-Klettersteig, den Schweifinen-Klettersteig, sind auf das Stellihorn gegangen, der Klettersteig zum Jegihorn, eine Wanderung zur Britannia-Hütte und die Besteigung des Weismiess. Alle Touren waren geprägt von sehr viel Einsamkeit und mehr oder weniger frühem Aufstehen.

Aber lest selbst:

Stellihorn – Egginer – Schwarzmies, 12. und 13.08.2021

Nach einigen Jahren im Saastal hatte ich mir für die diesjährige Akklimatisierungswoche vorgenommen die verbliebenen 'weißen Flecken' um Saas Grund zu erkunden. Nachdem das Stellihorn uns weder auf trockenem Weg über den Nordgrat (kleiner Ausrutscher) noch via Gletscher (kleiner Reinrutscher) auf den Gipfel gelassen hatte, konnte ich keinen der Kameraden mehr für 'Schutthaufen', dazu noch deutlich unter 4000 Meter, begeistern.

So erreichte ich am Samstagnachmittag mit Bus- und Gondelunterstützung alleine die Station Felskinn, querte zum Egginerjoch und stieg zum Heidefriedhof ab. Nach ein paar Steinmännchen ging es bald weglos über die schuttige Südostflanke zum Südgrat und schließlich über guten Fels zum Gipfel. Ich genoss die absolute Ruhe und das Panorama auf die umliegenden, mit dickem Eis gepanzerten, Riesen. Selten inmitten des Saastals einen Gipfel ganz für sich allein zu haben. Der Rückweg erfolgte in schöner Blockkletterei über den Ostgrat, der mich zurück zum Heidefriedhof führte. Von dort gelangte ich auf ebenfalls menschenleeren Wanderwegen über Plattjen nach Saas Fee und mit dem Bus zurück nach Saas Grund.

Für den Sonntag bot sich ebenfalls eine Halbtagestour an, da ich noch etwas von dem Älplerfest auf der Triftalp mitbekommen wollte. So fuhr ich morgens mit der Gondel zum Kreuzboden. Von dort folgte ich kurz dem Panoramaweg um dann auf den Moränenrücken abzubiegen, der zum Schwarzmies-Westgrat führt. Der Gipfel ist vom Tal aus kaum als eigenständiger Gipfel auszumachen und steht ganz im Schatten seiner grossen Schwester, dem Weissmies. Gleichwohl überraschten mich nicht nur Horden von Steinböcken, sondern oben am Grat auch griffiger Fels und fordernde Kletterei. Zurück ging es über die Schutthaufen zum Kreuzboden und dann zum Fest, wo ich Sigune traf. Frisch gestärkt stiegen wir nach Saas Grund zum Hotel ab, wo Karl-Ludwig schon mit seinen Filmen wartete.

Marc Hermes

Aufbruch und Breithorn 16. August 2021

Im vom nächtlichen Regen wolkenverhangenen Morgengrauen macht Karl-Ludwig von der Truppe rasch das obligatorische Aufbruchfoto und dann geht es los. Von Saas Grund mit dem Auto nach Täsch, mit dem erprobten Taxi Freddy nach Zermatt – und von hier tragen uns die Wunder der Schweizer Seilbahntechnik innert kürzester Zeit aufs Klein Matterhorn (3882m).

Schon im neonbeleuchteten Stollen, der von der Bahn auf den Gletscher führt, bläst uns ein eisiger Wind entgegen und spätestens jetzt gibt es keinen Zweifel mehr – wir sind angekommen im Hochgebirge.

Anfangs teilen wir uns die Piste mit einigen im Hochsommer etwas seltsam anmutenden Skifahrern, doch bald trennen sich unsere Wege – wir seilen an und pilgern gemütlich in Richtung des prächtig besonnten Breithorns, an dessen Flanke man schon die eine oder andere Seilschaft im Auf- oder Abstieg erkennen kann.

Zunächst flach und im Gipfelbereich steiler werdend geht es bergauf. Mit zunehmender Höhe wird der Wind frischer und der Gipfel wird bei unserer Ankunft von einer Wolke umfangen, die uns die ungetrübte Gipfelsicht verwehrt. Immerhin belohnen uns Aussichtsfetzen ins Mattertal für die Mühen des Aufstiegs.

Nach einer kurzen Pause laufen wir über die grossen Gletscherflächen der Walliser Alpen in Richtung Italien, vorbei am kecken Biwak «Rossi e Volante» und mit Blick auf den Grat zum Pollux und die Aufstiegsflanke zum Castor.

Im immer sulziger werdenden Firn und bei leichtem Hagel von oben erreichen wir unser erstes Etappenziel – das Rifugio Guide d’Ayas. Eine lustige und sehr italienische Crew sorgt für unser leibliches Wohl auf der gut besuchten Hütte.

Anna-Maria Sonntag

Dienstag (Pollux- und Castorüberschreitung), 17.08.2021

Am Castor

Auch als großer Freund der Berge empfinde ich Hüttenfrühstück um 4.30h bis heute mehr als Pflicht, denn als Genuss. Da man zudem das Frühstück in Italien (im Gegensatz zum Abendessen) traditionell eher karg interpretiert, war der servierte Zwieback mit Marmelade auch an diesem frühen Morgen im Rifugio Guide della Val d’Ayas eine kurze Angelegenheit. Das nächtliche Tosen hatte sich noch nicht gelegt, als wir als dreier Seilschaft (Egbert, Christian und ich) gegen 5.30h die Hütte in Richtung Pollux verließen. Unsere beiden Zimmernachbarn aus Österreich, die ihre Tagwache eigentlich für 3.30h angekündigt hatten, waren wegen des Wetters offensichtlich erst später gestartet und mit uns die erste Seilschaft am Gletscher. Doch als der böige und eisige Wind auch nach einiger Zeit noch keine Anstalten machte abzuflauen, berieten wir uns kurz, ob eine Überschreitung von Pollux und Castor an diesem Tag tatsächlich sinnvoll wäre. Die Besprechung war allerdings ähnlich schnell erledigt wie der trockene Zwieback eine Stunde zuvor und wir beschlossen unseren Weg zumindest bis zum Pollux-Einstieg fortzusetzen. Am Fuß des SW-Grates angekommen stellten wir fest, dass der Wind stark nachgelassen hatte. Über den Felsbereich des Grates stiegen wir daher relativ zügig zu den Schlüsselstellen des Aufstiegs, zwei mit Ketten versicherten (und auf diese Weise entschärften) Kletterstellen unterhalb eines senkrechten Felsturms auf. Egbert und Christian übernahmen als deutlich erfahrenere Felskletterer Vorstieg und Sicherung und so durchklettern wir die Schlüsselpassagen. Am Ausstieg erwartete uns neben einer Madonnastatue, die sich am Anfang des auf den Gipfel führenden Firngrates befindet, auch wieder der eisige Wind. Während der Kletterei waren wir größtenteils windgeschützt, doch im exponierteren Gipfelbereich war es damit wieder vorbei. Kurz kamen wieder Bedenken auf, ob auch der zweite Teil unserer heutigen Tour, die Überschreitung des Castors bei diesen Verhältnissen machbar sein würde. Nachdem Egberts Helm bei einer kurzen Rast beinahe einen windbedingten Abgang machte, stiegen wir rausch auf den Gipfel weiter. Der Pollux-Gipfelmoment dauerte dieses Mal genau einen Handschlag, denn wegen des anhaltend starken Windes wollten wir schnell den Abstieg über den SO-Grat antreten. Konzentriert stiegen wir den steiler werdenden Firn hinunter bis wir Fels erreichten und sich der Blick in Richtung Zwillingsjoch öffnete. Die vor uns liegende Passage entpuppte sich schnell als Schlüsselstelle im Abstieg und wir entschlossen uns eine Seillänge abzuseilen. Im unteren Teil des SO-Grates wartete noch ein etwas unangenehmer Abstieg durch teilweise loses Geröll in dem sich auch die Wegfindung anspruchsvoller gestaltete. Im Zwillingsjoch angekommen gönnten wir uns eine kurze Jause während deutlich wurde, dass der Wind tatsächlich weiter abflaute und unserem Aufstieg Richtung Castor somit nichts im Wege stand. Zumal sich zu diesem Zeitpunkt auch schon sichtbar mehrere andere Seilschaften in der W-Flanke und am Gipfelgrat des Castors befanden, die den Pollux links liegen gelassen und direkt den Castor in Angriff genommen hatten.

Unser Aufstieg Richtung Castor verlief im Zickzack über die steiler werdende Firnflanke (bis ca. 40˚) bis wir einen Bergschrund unterhalb des Gipfelgrates erreichten. Waren wir am Pollux noch fast alleine in der Überschreitung unterwegs, war in der Castor Flanke schon deutlich mehr Verkehr. Der als vermeintliche Schlüsselstelle ausgewiesene Bergschrund erwies sich bei den vorherrschenden Bedingungen als problemlos, wenngleich die mehreren Seilschaften vor uns etwas Wartezeit bedeuteten. Nicht nur der Ausblick auf das Umliegende Panorama mit Liskamm etc. war imposant, auch der schmaler werdenden Gipfelgrat des Castors flößte durchaus Respekt ein. Um keine „Schwammerl in den Knien“ aufkommen zu lassen, machte ich mich konzentriert an die Überschreitung des ausgesetzten Grates. Zuvor hatten wir bereits vereinbart, dass jeder für sich frei gehen würden. Nach dem herrlichen Schlussaufstieg über den schmalen Firngrat erreichten wir den Gipfel des Castors wo wir bei traumhaften und beinahe windstillen Bedingungen den Ausblick über das Monte Rosa Massiv bis hinüber zu Gran Paradiso, Mont Blanc und Matterhorn genießen konnten. Unser Abstieg erfolgte über den breiter werdenden SO-Grat welcher schließlich zu einem breiten Firnrücken wurde, so dass wir nochmals eine längere Trinkpause einlegten und ich die Eindrücke des Tages erstmals sacken lassen konnte. Danach stiegen wir zügig über das Felikjoch im Zickzack abwärts auf den Gletscher direkt Richtung Quintino Sella Hütte, die sich am Ende des Felik Gletschers auf einem Felsplateau befindet. Gesättigt mit den tollen Eindrücken des Tages, aber in hungriger Vorfreude auf die grandiose Pasta die uns jeden Abend auf den italienischen Hütten erwartete (und die jeden Frühstückszwieback vorrübergehen vergessen machte) genossen wir den restlichen Tag.

Jakob Tanzmeister

Tag 3: Versuch der Überschreitung des Lyskamms, Mittwoch 18.08.2021

Liskamm

Morgens um 5 Uhr sind Christina, Christina und Egbert von der Quintina Sella Hütte (3585m) aus aufgebrochen. Starker Wind und Windböen im stürmischen Bereich machten uns den Aufstieg ins Felikjoch (4066m) schwer. Noch immer hatten wir den Lyskamm vor Augen. Wir stiegen auf ca. 4300 m auf und sollten nun anschließend eine rund 100m hohe Eisflanke aufstiegen, um zum Gipfel zu gelangen. Der Wind überzeugte uns nicht, weil er mittlerweile dauernd im stürmischen Bereich lag. So stiegen wir schweren Herzens wieder bis Stafal auf 1800m ab. Der Bergabstieg und -anstieg wurde durch Seilbahnen etwas versüßt. Dort ging es wieder bergauf bis zur Gniffetti Hütte, dem Ziel des heutigen Tages.

Egbert Kapelle

Tag 4: Gipfelsammlung im Monte-Rosa-Massiv, Donnerstag 19.08.2021

Heute war Gipfelsammeln angesagt! Zwischen Capanna Gnifetti und Capanna Regina Margherita, der höchstgelegenen Hütte Europas auf der Signalkuppe, findet man eine ganze Reihe Gipfelmöglichkeiten für jeden Geschmack: Vincentpyramide (4.215m), Balmenhorn (4.167 m), Schwarzhorn (4.322 m), Ludwigshöhe (4.342 m), Parrotspitze (4.436 m) und Signalkuppe (4.554 m).

Erneut haben wie die Seilschaften “durchgewürfelt”: Anja und Peter entschieden sich für eine Kombination aus Vincentpyramide und Signalkuppe und wir, Christina, Egbert, Jakob, und Christian, nahmen Vincentpyramide, Balmenhorn und Parrotspitze in Angriff. Zuerst die Vincentpyramide, im Anschluss das Balmenhorn - mehr ein “Boulderfelsen im Gletscher” als ein Berg im klassischen Sinne - und zum Abschluss der herrlich langgezogene Grat der Parrotspitze, alles bei bestem Wetter und tollem Ausblick über den Wolken!

Da die Capanna Regina Margherita ausgebucht war, sind wir danach wieder zur Capanna Gnifetti abgestiegen und bei einer Rast einer Seilschaft der besonderen Art begegnet: Ein Bergsteiger mit Hund, im steilen Aufstieg zur Signalkuppe weit abseits des Normalweges! Danach galt es noch die Spaltenzone kurz vor der Hütte zu überwinden, die heikelste Stelle dieses schönen Tages. Da wir aber schon gegen 13 Uhr zurück waren, hat uns das vor keine größeren Probleme gestellt.

Christian Klein

Grenzgletscher: Auf- und Abstieg, Freitag, 20.08.2021

Anja, Jakob und ich (Peter) haben uns am Freitag für den Übergang zur Monte-Rosa-Hütte die Genussvariante über den Grenzgletscher vorgenommen. Während Chris, Chrissi und Egbert schon um 05:00 Uhr zur Dufourspitze starten, bleibt uns noch eine Stunde länger Schlaf. Zunächst steigen wir von der Gnifettihütte vorbei an Vincentpyramide, Balmenhorn, Liskamm und Ludwigshöhe auf 4200m, wo unterhalb der Parrotspitze die Spur auf den Grenzgletscher abzweigt. Da uns hier die erste Morgensonne erreicht, machen wir eine kurze Snack- und Fotopause. Als wir auf den Grenzgletscher absteigen, sind wir überrascht, dass dort niemand außer unserer 3er-Seilschaft unterwegs ist (was auch bis zur Monte-Rosa-Hütte so bleibt 😊). Wir folgen der Spur über den rechten Rand des Gletschers, 3x gibt es einen Ausweichbogen um die Spaltenzonen, insgesamt ist es bei dem Traumwetter ein einfacher Abstieg. Im oberen Bereich sind wir von der Aussicht auf den Liskamm mit seinen Sercacs zur Linken und das Monte-Rosa-Massiv zur Rechten überwältigt. Bald taucht im Hintergrund auch schon das Matterhorn auf und gegen 09:00 Uhr gucken wir auf den Sattel zwischen Zumstein- und Dufourspitze. So wie sich die drei Bergsteiger dort oben im Sattel bewegen, müssen es Chris, Chrissi und Egbert sein! Weiter unten wird der Grenzgletscher flacher, aper und wir laufen teilweise durch Blockwerk, bevor wir auf die Plattje aussteigen und noch ca. eine Stunde genüsslich über mit Stangen gut markierte Platten/Blockwerk zur Monte-Rosa-Hütte absteigen. Nach insgesamt etwa 5 Stunden erreichen wir die Hütte, die nicht nur äußerlich ein Schmuckstück sondern auch innen komfortabel wie ein Lodge ist. Weil wir uns auf der noch leeren Sonnenterrasse an dem Blick auf die komplette Spaghettirunde nicht sattsehen können, bestellen wir vor dem Duschen noch schnell Rösti, Sandwich&Bier … und hoffen, dass unsere 2. Seilschaft einen guten Abstieg von der Dufourspitze und dem Nordend hat.

Peter Treige

Das Dach der Schweiz – Zumsteinspitze, Dufourspitze, Nordend, Freitag 20.08.2021

Rückblick zur Dufourspitze

Mit der Überschreitung des höchsten Gipfels der Schweiz, der Dufourspitze, zum nördlichsten Punkt des Monte Rosa Massivs, lag ein letzter spannender Gipfeltag vor Egbert, Christian und mir. Ob er gelingen würde, war nach den Erfahrungen am Liskamm trotz guter Wettervorhersage ungewiss.

Der morgendliche Start erwies sich als deutlich weniger ruhig als zwei Tage vorher. Eine Vielzahl von Seilschaften zog mit uns den Gletscher hinauf, der Tross kam zwischen den Spalten nur langsam voran, überholen war kaum möglich. Doch nach einer guten Stunde löste er sich zunehmend auf, viele zog es in Richtung der von uns am Vortag bestiegenen Gipfel, andere pausierten. Schon um kurz nach 8.00 Uhr morgens standen wir nach einem beeindruckenden Sonnenaufgang am Fuße der Zumsteinspitze, die wir über einen kurzen Anstieg und wenige Kletterstellen zügig erreichten. Von 4.563 Metern blickten wir zur Capanna Marghérita, danach galt unsere volle Aufmerksamkeit jedoch dem Abstieg über felsiges, teils vereistes Gelände. Wir entschieden uns auch an ausgesetzten Passagen für Zeitersparnis und gegen das Abseilen und kletterten zu dem schmalen, beidseitig steil abfallenden Grat ab, der uns zum erneuten Aufschwung in Richtung des nächsten Gipfels brachte. Firn wich Fels und die letzten 200 Meter Kletterei im II – III. Grad waren purer Genuss. Die Luft wurde dünner, trotzdem kamen wir zügig voran. Für die letzten Meter legten wir Steigeisen und Handschuhe ab und erklommen mal auf Platten, mal über ausgesetzte Blöcke schließlich den Ostgipfel der Dufourspitze.

Auf 4632 Metern bot sich ein fantastischer Blick ins Tal und über die umliegenden Gletscher. Nach kurzer Pause ging es über den Gipfelgrat weiter bis zur Abseilstelle. Die letzten Stunden machten sich inzwischen doch bemerkbar und nach drei etwas ruppigen Abseil-Längen und einem letzten steilen Stück gefrorenen Firns, das wir rückwärts abkletterten, erreichten wir den Silbersattel für eine kurze Rast.

 

Steiler Aufstieg zum Nordend

Dennoch euphorisiert fiel die Entscheidung schnell, auch das Nordend als dritten und letzten Gipfel noch in Angriff zu nehmen. Die nur 94 Höhenmeter zur Spitze führten über eine steile Flanke, rechts stark überwechtet, links steil abfallend ins Tal. Konzentriert setzten wir Fuß vor Fuß, auf halber Strecke ein kurzer Austausch mit entgegenkommenden Alpinisten, dann drängte Egbert zum Weitergehen.

Erneutes Klettern und bald ist der 4.609 Meter hohe Gipfel erreicht. Wir blicken vom nördlichsten Punkt des Massivs zurück auf die bestiegenen und überkletterten Gipfel der letzten Tage, der Blick reicht bis zum Mont Blanc. Nach dem steilen Abstieg zurück zum Silbersattel herrscht Erleichterung. Bei stechender Sonne legen wir die Jacken ab und über 1800 Höhenmeter zurück, bis wir die Monte Rosa Hütte am Spätnachmittag erreichen. Die herausragende Tour bildete einen fulminanten Abschluss unserer Runde im Monte Rosa Massiv.

Christina Hof

Alles hat ein Ende - Abschlusstag: Samstag, 21.08.2021

Wir waren nun auf unserer letzten Hütte angekommen. Voll von den vielen Ereignissen und Geschehnissen der letzten Tage. Die Verhältnisse waren durchweg als gut zu bezeichnen, obwohl wir einiges an Wind hatten und ein paar Vereisungen auf den Anstiegen. Aber das ist bei der Höhe von über 4000m normal. Wir waren an das frühe Aufstehen gewöhnt, so dass es uns lang vorkam erst um 7 Uhr zum Frühstück zu schreiten. Und was für ein Frühstück, sogar eine Aprikosenwehe gab es, weil unser Tourenleiter an diesem Tag Geburtstag hatte.

Für 3 ½ Stunden sind wir nochmals über Gletscherschiffplatten hinweg gekraxelt, über einen aperen, mit riesigen Spalten versehenen Gletscher gehatscht und haben uns zum Schluss durch das abgesteckte Terrain der Bergläufer gemogelt, bis wir an der Station Roterboden angekommen waren. Nun hatten wir 45 Minuten Zeit bis wir in Zermatt aussteigen mussten. Damit war die Runde zu ihrem Ende gekommen, bei durchweg schönem Wetter und lachenden Gesichtern.

Das frühe Aufstehen und der beengte Platz auf den Hütten haben sich, für ein höheres Ziel, auf dem Gipfel zu stehen, gelohnt. Es ist nicht das letzte Mal, dass wir in Saas-Grund genächtigt haben. Vielleicht heißt es ja für das nächste Jahr Nadelhorn, Hobärghorn und Täschhorn wir kommen.

Egbert Kapelle

Fotos Teilnehmer

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