Allgäutour - von Tannheim nach Hinterstein
30.09. - 03.10.2016
Einen Kurztrip über das lange Wochenende vom 30. September bis 3. Oktober zu machen, war eine klasse Idee. Das sagten sich auch Alexandra, Elena, Gabi, Michael, Wiebke und Egbert und haben den Rucksack zu einer Allgäutour zusammengepackt. Die Anreise nach Tannheim hätte stauiger nicht sein können. Statt dreieinhalb Stunden benötigten wir über sechs.
Am Vilsalpsee, dem Ausgangspunkt unserer Tour, verabschieden wir die untergehende Sonne und machen uns dann auf den zweistündigen Aufstieg. Bei der Nachtwanderung erscheint uns der Weg wie eine schmale, weiße Linie, die uns beständig nach oben, zur Lands-berger Hütte auf 1805 m zieht. Die Nacht ist sternenklar, wir können den Großen und Kleinen Wagen sehen. Es gibt so viel mehr Sterne als im Rhein-Main-Gebiet zu betrachten. Die Hütte ist ausgebucht. Wir legen uns in einen großen, erhöht liegenden Schlafsaal, der zutreffend Adlerhorst heißt, und prompt, wir sind noch nicht eingeschlafen, schallt das Schnarchen von einigen Mitschläfern zu uns herüber.
Der nächste Tag begrüßt uns mit klarem und sonnigem Wetter. So gehen wir auf dem Saalfelder Höhenweg zur ersten wirklichen Erhebung, der Roten Spitze. Jetzt erkennen wir den Weg, den wir gestern Nacht gehatscht sind.
Recht bald geht es am Kamm vorbei an Kalbleggspitze, Kastenkopf, Schänzlespitz, Glasfelderkopf und Kesselspitz. Der Weg verläuft unterhalb des Grates auf ungefähr 1900 m Höhe. Die weiten Grasberge haben eine beruhigende Wirkung auf uns. Wo die Berge den Blick auf ihre Flanken freigeben, kann man sehr schön die Schichtung und die Umformung des Gebirges von Hunderttausenden von Jahren sehen. Zur Trittsicherheit gehört dazu, dass wir ein paar Mal die Hände mit hinzunehmen müssen, um die gedachten „Schritte“ auch ausführen zu können.
Als letzte Hürde vor der Prinz-Luitpold-Hütte steht die Bockkar-Scharte. Rund 300 Höhenmeter führt nun der Weg steil aufwärts. Übergroße Felsstufen erleichtern uns das Steigen im kleinteiligen und rutschgefährdeten Geröll. Als wir oben sind, genießen wir die mittäglichen Sonnenstrahlen und den Blick auf die umliegenden Berge, den Hochvogel, die Kreuzspitze, das Laufbacher Eck, die Höfats und viele mehr.
Den Hochvogel wollten wir am nächsten Morgen ersteigen. Aber der Himmel macht keine Anstalten noch aufzugehen; es regnet. Auf rund 1900 m hängen die Wolken fest. Glitschig und rutschig ist das Gestein. Und so nehmen wir den verkürzten Weg durch das Bärgründletal zur Schwarzen-berghütte. Sogar die Gämsen haben sich verzogen. Während wir gestern eine Herde weiden sahen, grast jetzt in einiger Entfernung eine einzelne. Etwas weiter entspringt ein Wasserfall von ca. 20 m freier Fallhöhe. Es stürzen die Wassermassen herunter. Er ist so nah, dass wir Fotos machen können. Das Laub ist feucht und das Wasser heftet sich an unsere Kleidung und Schuhe.
In einer Regenpause entscheiden sich Gabi, Michael und Egbert zum Engeratsgundsee und weiter zum Koblat aufzusteigen. Nur mit kleinstem Gepäck ist der Bergsee in rund 400 Höhenmetern erreicht. Das Wetter ist unfreundlich und gestattet uns lediglich ein Foto zu machen, dann heißt es wieder Abmarsch zur Hütte. Auch der nächste Tag bringt erneut tiefe Temperaturen, Regen und Schnee ab 1600 m. Während sich Gabi von uns trennt, um eigene Wege (durch den Schnee) zu gehen, steigen wir anderen ab nach Hinterstein. Wir fanden den Hintergrund mit den Bergen und dem Vils- alpsee so phantastisch, dass es bestimmt nicht die letzte Tour war.
Text: Egbert Kapelle
Fotos: Elena Ralea, Gabi Dudda und Egbert Kapelle