Wallis-Unternehmung 2017

19.08. - 31.08.2017

Einige Unverdrossene der BG zog es vom 19. bis zum 31. August das sechste Mal in Folge ins Wallis, um dort zu klettern, zu wandern und Hochtouren zu absolvieren. Teils auf eingetretenen Pfaden und teils auf neuen Wegen.

Die Gruppe bestand aus sieben Teilnehmern; das Wetter und die Bedingungen am Berg waren gut.

Sa. 19.8.: Aufbruch

Egbert und Karl-Ludwig starteten nach Saas-Grund (1560 m) wo sie mittags im Stammquartier Moulin eintrafen. Sie nutzten den Rest des Tages und fuhren mit der Gondel nach Hohsaas, 3101 m. Dort oben kann man auf dem Panorama-Rundweg siebzehn 4000-er bewundern und auf Infotafeln Wissenswertes über diese Berge erfahren, z.B. über Art des Gesteins, Erstbesteigung usw. Es gibt nur ganz wenige Standorte in den Alpen, von denen man eine so lange Kette von nahen, strahlenden und eisbewehrten Bergen bewundern kann.

Blick auf 4000-er-Kette
Blick auf 4000-er-Kette

So. 20.8.: Weissmies-Versuch

Spaltengewirr im unteren Teil des Triftgletschers
Spaltengewirr im unteren Teil des Triftgletschers

Noch allein hatten die Beiden die Idee am ersten Aktionstag die Weissmies (4023 m) über die Nordflanke zu besteigen. Von Hohsaas aus begann der Gletscherzustieg nach kurzem Abstieg und dann ging es weglos über und durch gewaltige Felsblock-Ansammlungen hinauf, bis die ersten quer verlaufenden Gletscher-Restzungen umständlich zu umgehen waren. Das war anstrengend und dauerte, bis der eigentliche Gletscherzugang auf ca. 3200 m erreicht wurde. Aber kurz nachdem sie angeseilt den Gletscheraufstieg begonnen hatten, stellte Karl-Ludwig keuchend fest, dass diese Tour für den ersten Tag zu anspruchsvoll war. Sie drehten um und stiegen bis zum Kreuzboden (2397 m) ab. Abends trafen auch Sigune, Sabine und Matthias im Quartier ein.

Mo. 21.8.: Klettersteig zum Mittagshorn auf 3143 m

Per Bus ging es nach Saas-Fee und per Gondel bis zur Mittelstation Morenia, 2572 m. Von dort führt ein markierter Steig auf und ab zum Einstieg des Klettersteiges. Ein sehr schöner, abwechslungsreicher Weg mit B/C-Stellen, der zu einem Aussichtsgipfel der besonderen Klasse führt. Alles was Rang und Namen in der 4000-Arena hat, ist von hier, fast zum Greifen nah, zu bewundern. Der Abstieg führt, gut markiert, durch steiles Gelände bis zur Bergstation Plattjen. In Saas-Fee wurde Egberts Geburtstag mit Kaffee und Kuchen gefeiert und abends traf Herbert noch im Quartier ein.

Di. 22.8.: Klettern am Jegihorn, 3206 m

Matthias, Hauke und Sigune am Jegihorn
Matthias, Hauke und Sigune am Jegihorn

Das Jegihorn weist solide abgesicherte Sportkletter-Routen mit 12 - 14 Seillängen im 3. bis 5. Schwierigkeitsgrad auf, sowie einen anspruchsvollen Klettersteig. Der Zustieg vom Kreuzboden ist lang, kürzer ist er von der Weissmieshütte. Sabine und Matthias wählten den Ostgrat, Sigune und Egbert den Südgrat, während Herbert zum Gipfel auf- und abstieg. Die Kletterer hatten Schwierigkeiten den Einstieg zu finden. Der steile Abstieg fordert noch einmal volle Aufmerksamkeit. Abends trifft Hauke ein.

Mi. 23.8.: Hochtour zum Lagginhorn, 4010 m, sowie Klettern und Klettersteig am Jegihorn

Egbert wollte sein 4000-er Konto erweitern; er begeht den Westgrat zum Lagginhorn mit Auf- und Abstieg vom Kreuzboden. Es war eine lange aber lohnende Tour im I-er und II-er Gelände mit Restgletscher im Gipfelbereich.

Klettern am Jegihorn
Sabine und Matthias sowie Sigune und Hauke kletterten die Südwand, während Herbert und Karl-Ludwig über den Klettersteig aufstiegen. Alle trafen sich fast gleichzeitig am Gipfel.

Gipfeltreffen am Jegihorn
Gipfeltreffen am Jegihorn

Do. 24.8.: Hochtour zum Allalinhorn, 4027 m

Start zum Allalinhorn
Start zum Allalinhorn

In den vergangenen Jahren ging es immer über den Hohlaubgrat, der in diesem Jahr so viele große Spalten hatte, dass der Start diesmal von der Station Mittelallalin, 3456 m, gewählt wurde. Von hier starten auch die vielen Skiprofis aus aller Herren Länder in das weiträumige Sommer-Trainingsgebiet.

Der Gipfelaufstieg führt über den steilen Feegletscher, der von riesigen Spalten durchzogen ist, die teilweise zu längeren Umwegen zwingen. Eine solche Riesenspalte überbrückte eine breite, ungewöhnliche Holzkonstruktion, die einen gleichzeitigen, reibungslosen Auf- und Abstieg ermöglicht.

Oben angekommen, wurde das Gipfelglück durch eine von Sigune mitgebrachte Rotweinflasche zusätzlich erhöht, was die Begeisterung durch die fantastischen Weitblicke bis hin zum Mont Blanc krönte.

Matterhorn und Dent d'Hérens vom Allalinhorn
Matterhorn und Dent d'Hérens vom
Allalinhorn

Abends wurde beschlossen am nächsten Tag eine empfohlene gemeinsame Wanderung zur Britanniahütte und weiter über eine wunderschöne, ungefährliche Gletscherlandschaft zum Mattmark-Stausee durchzuführen.

Fr. 25.8.: Wanderung über Saas-Fee und die Bergbahn Hannig zum Mallig sowie zur Senkflue, 2764 m

Aufstieg zum Mallig
Aufstieg zum Mallig

Die viel gepriesene Wanderung über Britanniahütte zum Mattmark-Stausee musste aus technischen Gründen aufgegeben werden. Deshalb wurde alternativ die Tour zum Mallig ausgewählt, was allen Beteiligten viel Spaß machte, u.a., weil sich hier mal ganz andere Blickwinkel auf die hohen Berge ergaben.

Sa. 26.8.: Sondierung Gletscherzustieg Weissmies

Zustieg zum Triftgletscher
Zustieg zum Triftgletscher

Egbert und Matthias planten für Sonntag den Aufstieg zum Weissmies über die heikle Nordflanke. Im letzten Jahr war es im Bruchbereich zu Unfällen gekommen, in diesem Jahr sah die Flanke solide aus! Heute wurde deshalb - nach den schlechten Erfahrungen am ersten Tag - der obere Zustieg auf den Gletscher in Verlängerung des    Panoramaweges ausgekundschaftet. Um früh starten zu können, übernachteten die Beiden in Hohsaas.

So. 27.8.: Weissmies, 4023 m, über die Nordflanke sowie Gletscherwanderung Britanniahütte - Mattmark-Stausee

Matthias am Ende der Bruchzone
Matthias am Ende der Bruchzone

Bei Dämmerung verließen Matthias und Egbert ihren Stützpunkt und über den ausgekundschafteten Weg erreichten sie den Gletscher, der zunächst über guten Firn bis zur steilen Bruchzone sanft ansteigt. Durch den Bruch führte eine gute Spur, so dass der obere spaltenreiche Gletscherbereich zügig erreicht wurde. Die Brücken über die Spalten waren bei einigen Minusgraden stabil. Am Gipfel eröffnete sich ein phantastischer Blick auf Mischabel- und Nadelgrat,  Alphubel, Lyskamm, Monte       Rosa und Nordend. Der Abstieg war bei deutlichen Minusgraden problemlos.

Rimpfischhorn, 4199 m, rechts Allalinhorn, 4027 m
Rimpfischhorn, 4199 m, rechts Allalinhorn, 4027 m

Herbert und Karl-Ludwig machten die empfohlene, neu markierte Gletscherwanderung von der Gondelstation Felskinn über das Egginerjoch zur Britanniahütte (Ausgangspunkt der Haute Route 2011) und weiter zum Mattmark-Stausee, was ein beeindruckendes Erlebnis war.

Mo. 28.8: Aufstieg Tracuit-Hütte, 3257 m

Hauke hatte Herbert und Egbert als letzte große Tour das Bishorn, 4153 m, vorgeschlagen. Dafür mussten vom Talschluss (Nähe Zinal) auf 1670 m bis zur Tracuit-Hütte (3257 m) rund 1600 Höhenmeter aufgestiegen werden.

Der lange Aufstieg war - außer der mit Ketten gesicherten II-er Kletterstelle - unproblematisch. Die gut geführte Hütte war gut besucht. Bereits von hier waren beeindruckende Blicke auf die nahe gelegenen Giganten Wellenkuppe, Obergabelhorn, Zinalrothorn, Dent Blanche und Grand Cornier zu bewundern.

Di. 29.8.: Besteigung Bishorn (4153 m) sowie Besteigung des Allalinhorns (4027 m) über die Nordflanke

Nach frühem Aufbruch wurde nach kurzem Zustieg der Gletscher erreicht, der sich spaltenreich, flach beginnend, nach oben auf etwa 30° aufsteilend, bis zum Gipfelaufbau zieht. Die letzten 20 Meter sind mit rund 45° noch einmal richtig steil.

Vom großen Gipfelplateau stand man hautnah neben dem Weisshorn (4506 m), einem der markantesten Berge der Alpen, welcher über den anschließenden Nordgrat bestiegen wird. Nun lag ein Abstieg vor den Teilnehmern, der sich gewaschen hatte. Bis zum Ausgangspunkt mussten immerhin rund 2500 Höhenmeter abgestiegen werden, nach einem Aufstieg von rund 900 Höhenmetern! Danach fuhren die Teilnehmer noch nach Saas-Grund.

Sabine hatte sich vorgenommen zum Schluss etwas mit Nervenkitzel zu unternehmen. Sie hatte sich mit einem Bergführer verabredet mit dem sie die Allalin-Nordflanke in 2-Pickel-Technik bestieg. Bei guten Bedingungen wurde der Allalin-Gipfel - leider viel zu schnell - erreicht.

Mi. 30.8.: Klettern am Jegihorn sowie Zustieg zur Arno-Gedenktafel im Lagginjoch

Sabine und Egbert nach Plaisirroute am Jegihorn
Sabine und Egbert nach Plaisirroute am Jegihorn

Die Wetterprognose für die nächsten Tage sah trübe aus. Aber heute ging noch etwas. Sabine und Egbert machten sich nach den strapaziösen Leistungen des Vortages, erstaunlicherweise noch einmal zum Jegihorn auf, um die Alpendurst, eine Plaisirroute mit 14 Seillängen, erfolgreich zu durchklettern.

Herbert und Karl-Ludwig machten sich auf den Weg, um über den Panoramaweg im Lagginjoch den Zustand der Arno-Gedenktafel festzustellen. Der Abstieg auf den tiefer liegenden Laggingletscher über eine steile, brüchige Fels-passage war zu heikel, so dass sie umkehren mussten. Danach versuchten sie noch den Eissalon in der Station Mittel-Allalin zu besuchen, der aber geschlossen war; sie hatten heute Pech auf der ganzen Linie!

Do. 31.8.: Heimreise

Es regnete und stürmte, das richtige Wetter, die Abreise, zwei Tage früher als geplant, anzutreten. Alle Teilnehmer sind gesund und munter zu Hause angekommen.

Da neben den vielen bereits bestiegenen Gipfeln immer noch einige sehr attraktive, noch nicht bestiegene Ziele auf einen Besuch warten, soll es im kommenden Jahr noch einmal eine Wallis-Unternehmung geben. Der dafür geplante Zeitraum: 18. - 28. August 2018

Text: Egbert Kapelle und Karl-Ludwig Waag
Fotos: Teilnehmer der Gruppe

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