Ostalpenhochtour zur Weißkugelhütte
... traumhafte Spätsommertage in den Ötztaler Alpen
„Pause!“, ruft Andre, der Erste in der Seilschaft, und die restlichen 4 von uns halten schnaufend inne. Wir stehen mitten auf dem Nordgrat zur Weißkugel, unter uns das steile Eisfeld des Langtauferer Gletschers, welches wir soeben hochgestiegen sind. Schnell wird ein Snickers rausgekramt, die Höhe macht uns schon zu schaffen. Für fast alle ist es die erste richtige Hochtour, und mit dem dritthöchsten Gupf Österreichs (3738 m ü. A.) ist es eine recht ehrgeizige erste Tour, die wir uns nur zutrauen, da die Bedingungen perfekt sind und wir mit Andre einen extrem erfahrenen Tourguide haben.
Nach einer kurzen Besprechung wie man am Seil, mit Handschuhen und Steigeisen kurze Kletterpassagen meistert, geht es auch schon auf den letzten steilen Teil zum Gipfel. Rostbraune Felsbrocken sind in Eis eingebacken, und bereits jetzt erhaschen wir unglaubliche Tiefblicke über die östlichen Alpen. Links und rechts geht es 100 m runter, wer Pipi muss kann maximal 3 Schritte zur Seite gehen. Natürlich verheddert sich unser Halbseil regelmäßig an Felszacken, Moritz schmeißt beim Klettern seine Trinkflasche die Westflanke runter und Eva ärgert sich, dass auf dem gesamten Berg kein Baum wächst. Trotz strotzendem Selbstbewusstsein sind wir halt einfach wirkliche Greenhorns.
Auf dem Gipfel bekommen wir ein Gipfelselfie unserer zweiten Seilschaft, die fast zur gleichen Zeit auf den Nachbargipfel, die Weißseesitze gekraxelt ist. Gesehen haben wir uns zwar nicht gegenseitig, dafür aber eine 300 km Weitsicht rundum! Von der Marmolada im Südosten bis zum Piz Bernina im Südwesten, der Zugspitze im Nordosten und dem Finsteraarhorn im Westen. Nachdem wir genug Panorama eingesogen, Höhensonne genossen und Bergsteigersalamie verdrückt hatten, ging es auch schon an den Abstieg über den Südgrat – eine tolle Strecke, vorbei an gähnenden Spalten und über zwei flache Jochs.
Nach 10 Stunden Stapferei trafen sich alle 11 Bergsteiger*innen müde und glücklich auf der Weißkugelhütte, und jetzt ist Hüttenwirt Stefan in der Pflicht: einmal Kaiserschmarrn für jede*n. Das lange Hochtourenwochenende der Jungmannschaft war ein voller Erfolg, möglich gemacht durch Christian und Andre, die uns mit kleinen Kurselementen und tollen Touren auf den Geschmack des Gletscherbergsteigens gebracht haben! Ein großes Lob und Dankeschön! Wir sind uns einig, dass dies erst der Anfang der Hochtourenkarriere der Jungmannschaft war!
Bericht: Moritz Greif
Fotos: TN der Gruppe