Vom „Betreuten Klettern für Erwachsene mit Handicap“ zum offenen Klettertreff für inklusives Klettern
Wie soll es weitergehen?
Als Organisationsteam freuen wir uns darüber sehr, doch gleichzeitig stellt sich uns auch die Frage, wie wir diesen Erfolg nachhaltig gestalten können. Nachhaltig heißt für uns insbesondere, wie wir diese Klettermöglichkeit für „behinderte“ Menschen so gestalten können, dass sie auch ohne den derzeitigen großen, praktisch nur von Rentnern zu leistenden Organisationsaufwand bestehen kann.
Eine große Hilfe beim Nachdenken über eine andere Arbeitsweise waren die Berichte anderer Handicap-Klettergruppen, die wir beim ersten bundesweiten Treffen im November 2016 in Fulda kennen gelernt haben. Imponiert haben uns besonders die Informationen, dass die meisten Gruppen Menschen mit Handicap nicht nur das Klettern, sondern auch das Sichern beibringen und so wesentlich weniger „unbehinderte“ Helfer benötigen. Was die können, müssten doch auch wir fertig bringen, dachten wir und so entstand die Idee einer Weiterentwicklung unseres „Betreuten Kletterns“ zu einem offenen Klettertreff.
Her mit dem „Fish“
Die ersten Schritte auf diesem Weg haben wir inzwischen getan. Aufgrund der Berichte der Wuppertaler „GäMSen“-Gruppe wurde von uns ein Sicherungsgerät Fish angeschafft und ausprobiert, ob es für das Sichern durch Menschen mit Handicap gut geeignet ist. Dabei kamen wir zu dem gleichen Ergebnis wie die Wuppertaler Kletterer: Dieses Gerät ist sowohl beim Hochklettern als auch beim Ablassen durch Menschen mit Handicap sehr gut zu bedienen. Einziger Wermutstropfen dabei: Der mitgelieferte Selflock-Karabiner ist für die meisten MS-ler sehr schlecht bedienbar und wird von uns durch einen Schraubkarabiner mit Verdrehschutz ersetzt.
Gesichert wird im Sitzen
Dabei bestätigten sich auch die Erfahrungen der Wuppertaler und der Kölner Klettergruppen, dass behinderte Menschen das Sichern meist im Sitzen durchführen müssen. Dazu haben wir vorerst einen Holzsessel aus dem Aussenbereich der Kletterhalle sowie zwei alte Rollstühle und eine Holzbank benutzt.
Es zeigte sich, dass auf diese Weise auch für Menschen mit Handicap ein vorschriftsmäßiges Sichern im Toprope möglich ist. Vorausetzung dafür ist, dass die Sitzgelegenheit nahe an der Senkrechten unter dem Umlenker (1m zur Seite und 1 m von der Wand) positioniert ist.
Einige unserer Teilnehmer haben bereits im Januar gelernt, das Sichern fast eigenständig auszuführen. Dies trifft besonders auf diejenigen zu, die bereits mehrere Male am Vormittagsklettern der Rentnergruppe teilgenommen haben und dabei schon erste Sicherungserfahrungen machen konnten.
Geduldig das Sichern üben
Bei anderen wird es noch einige Zeit dauern, bis ein selbständiges Sichern möglich ist. Die ersten Erfahrungen beim Januarklettern haben uns aber in unserer Auffassung bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein und so werden wir in den nächsten Monaten das intensive Sicherungstraining fortsetzen.
Etwa Mitte des Jahres wollen wir dann zusammen mit allen Helfern und Kursteilnehmern ein erstes Resümee ziehen und feststellen, ob der von uns skizzierte Weg weiter gegangen werden kann.
Wohin soll dieser Weg führen?
Unsere Idee ist es, die allermeisten unserer Kursteilnehmer im Laufe des Jahres 2017 so zu qualifizieren, dass sie sich eigenständig gegenseitig sichern und ablassen können. Dies wäre die Voraussetzung, um den KLETThERAPIE-Kurs „Betreutes Klettern für Erwachsene mit Handicap“ ab Anfang 2018 in einen offenen Klettertreff der Sektion Frankfurt/Main des DAV umzuwandeln. Dieser Klettertreff – dessen Namen derzeit noch nicht festliegt – soll sich aber nicht nur an Menschen mit Handicap richten, sondern ein Angebot an all diejenigen sein, die ein eher dem eigenen Wohlbefinden dienliches
Klettern praktizieren möchten, neben den Menschen mit Handicap also z.B. Senioren, Anfänger oder einfach – Plaisirkletterer.
Wir könnten uns vorstellen, dass viele Teilnehmer dann in Dreiergruppen klettern – so wäre dann auch das Klettern für diejenigen, die aufgrund ihres Handicaps nicht Sichern können, gewährleistet. Darüber hinaus würde die Klettergruppe von zwei Personen (Trainer, Kletterbe-treuer oder erfahrene Kletterer) geleitet, die nicht nur allen beim vorschriftsmäßigen Sichern behilflich sind, sondern die notfalls auch selber mal den einen oder anderen Kletterer sichern.
All diese Ideen haben wir inzwischen auch mit dem Sektionsvorstand besprochen, der uns für deren Realisierung seine Unterstützung zugesagt hat. Bei der Diskussion wurde auch deutlich, dass mit dem offenen Klettertreff ein Angebot für die Sektionsmitglieder geschaffen werden soll, was bedeutet, behinderte Menschen auch als Mitglieder zu gewinnen.