Routenbaukurs für Paraclimbing-Wettkämpfe: Open NL Paraclimbing

Dominik Binder ist ein Trainer der Sportklettergruppe und Routenschrauber. Im Zuge der offenen NL-Meisterschaft im Paraclimbing gab es einen Routenbaukurs für Paraclimbing-Wettkämpfe, an dem er teilnahm. Seine mitunter überraschenden Erfahrungen beschreibt er in diesem Artikel:

Seit gerade mal einem 1,5 Jahren schraube ich Routen aller Art: Kommerziell, für unsere Sportklettergruppe in Frankfurt am Main, Boulder...aber noch nie kam mir in den Sinn, einmal Routen für Kletterer mit Handicap zu bauen. Ich dachte immer, dafür muss man besonders qualifiziert sein oder sehr umfangreiche Ausbildungen machen, um den Bedürfnissen eines eingeschränkten Sportlers gerecht zu werden. Umso erstaunter war ich, als mir Tim vor ein paar Wochen eine Ausschreibung schickte, in der es darum ging, im Rahmen einer Ausbildung auf einer internationalen Veranstaltung für Paraclimber Routen zu bauen.

Kurzerhand bewarb ich mich um einen Platz. Ich hatte nicht damit gerechnet, wegen meiner noch kurzen Erfahrung genommen zu werden. Zwei Tage später kam die Antwort, dass ich genommen wurde. 

Theorie

Dominik beim Routenbau für die Open NL Paraclimbing.

Der erste Theorieblock war sehr informativ, es war sehr interessant zu erfahren, wer in welcher Kategorie klettert und warum. Es wurde seltsam als wir darüber sprachen, wie die einzelnen Kategorien zusammengelegt werden. Dies hatte den Sinn, dass alle Athleten starten können. Es fiel schnell auf, dass der Paraclimbing Sport hier leider die Tendenz hat, aufgrund fehlender Athleten "unfair" zu werden. An diesem Punkt verstand ich auch, warum man diese Veranstaltung in die Hände von Routenbauern legte, die mal abgesehen von Chefroutenbauer Christophe Cazin, keine Ahnung vom Paraclimbing Routenbau hatten. Es zielte darauf ab, die Community größer zu machen und Paraclimbing etwas mehr in den Fokus zu rücken, um mehr Athleten für den Sport zu gewinnen.

Praxis

Der Routenbau verlief völlig anders als ich gedacht hätte. Wie schon erwähnt hatte ich keine Vorkenntnisse. Mit dem Gedanken "machen wir es mal lieber nicht so schwer" begann ich also meine Finaltour für Blinde und Athleten zu bauen die nur eine Hand hatten. Nach einem Testdurchlauf

an der 21 Meter hohen Wand befand ich die Route für gut und bereit zur Abnahme durch den Chef. Christophe kletterte die Route genau so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Perfekt! Es ging alles auf. Nachdem er neben mir stand war sein Fazit kurz..."coole Tour aber mach die mal deutlich schwerer".

Ich war verblüfft, immerhin war die Tour eine Solide 7b (8+ UIAA). 

Resümee

Einen Kaffee und einige Gedanken später wurde mir bewusst, dass, mal abgesehen von den einzelnen Einschränkungen der Athleten, diese überhaupt keine Sonderbehandlung wollten oder brauchten. Was Paraclimber wirklich wollen ist KLETTERN!!! Dies bestätigte sich dann durch die Gespräche, die ich mit Athleten, Betreuern und Trainern führte.

Ich bin wirklich froh ein Teil dieser Veranstaltung gewesen zu sein und bin dankbar dafür von Christophe, der lizensierter IFSC Schrauber ist, gelernt zu haben, wie man sich in der Community zurechtfindet, wie man Routen für Paraclimber baut und die Erkenntnis, dass Paraclimber auch nur Kletterer sind.

Ich hoffe sehr, dass ich noch öfter die Gelegenheit bekomme, den Klettersport in all seinen Facetten nach vorne zu bringen.

Text: Dominik Binder
Foto: René Oberkirch

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