MTB Transalp Salzburg - Villach

Von Salzburger Nockerln, Schlangen, Stanitzln und super Aussichten

Kleiner Bericht von einer großen Tour: MTB-Tour vom 22.-29.7.2018

Chefkoch.de beschreibt ‚Salzburger Nockerln‘ als ‚zarten Traum für besondere Momente‘. Eher hart als zart, eher herb als süß, dafür aber mit gaanz vielen ‚besonderen Momenten‘: so schmeckte dieser Alpencross mit dem Mountainbike von Salzburg nach Villach. Und heiß war er auch! Wenn man die traditionellen TransAlp-Routen schon ‚gegessen‘ hat, findet sich ganz im Osten tatsächlich noch dieses Schmankerl. Der gute alte Stanciu beschreibt die Tour in seinem Klassiker ‚Traumtouren TransAlp‘ als ‚Salzburgern Nockerln‘: Von Salzburg nach Villach in sechs Tagen. Also hier das Rezept:

Die Gruppe

Man nehme am ersten Tag den Zug nach Salzburg, treffe sich mit den andern Zutätern in einem netten Hotel an der Salzach und strample anderntags zum Warmwerden nach Voglau. Man kommt an einem kühlen Teig vorb-..., also: Teich, dem Wiestalsee, vorbei, und weil’s noch nicht so richtig heiß ist, geht man nicht baden darin. In Hintersee wird’s romantisch und es gibt eine Pause. Abends hat man dann schon 1650 hm in den Knien, aber nur 61 km. Also recht bekömmlich.

In Voglau ist am zweiten Tag früher Aufbruch zur ‚Dachstein-Runde‘. Endlich volle Oberhitze im Ofen! Und tolle Aussichten auf die herrlichsten Erdkrusten (Tennengebirge, Dachstein). Trotz Plattfuß bei Harry bleibt die gute Laune erhalten und kriegt auch durch eine schwierige Herbergssuche keinen wesentlichen Dämpfer. Ulla weiß zum Glück: ‚Da oben gibt’s Abendessen!‘ – Das die Fünfe dann auch im Geierhäusl ziemlich weit unten einnehmen. 1800 hm wollen aufgefüttert werden!

Frühstück beim Bäcker in Filzmoos. Diese Zutat sollte man aus dem Rezept streichen: miese Qualität, überteuert. Wer hier Moos hat, wird gefilzt! Aber dann: hinter Forstau links rein und hinauf zur Vögeialm mit Kaffeepause und weiter zum Oberhüttensattel 1845 m und dem schönen See. Leider zu kalt zum Schwimmen für die meisten – nur Wasserrättin Ute traut sich. Das Weißpriachtal will gar nicht aufhören – ein Genuss für sich, und so schön warm dabei! In St. Michael finden Michael und seine Nockerlntruppe ein gemütliches Quartier, kurz bevor alle ganz nass werden. 1600 hm waren heut auch wieder im Rezept und 70 Kilogr-.., äh: …-meter.

Die Radlerbeine schlagen die Nebeldecke wie der Quirl den Eierschnee – und tatsächlich: oben wird’s hell und alle freuen sich an der gut fahrbaren Waldstraße zum Katschberg hinauf und an den Ausblicken zum Großglockner-Massiv. Wie die meisten Alpenpässe bietet auch dieser Übergang Teer, Beton, Motorräder und jede Menge Hässlichkeit. Also nix wie weg und runter. Leider auf der Autostraße – es gibt kein günstiges Alternativnockerl. Schade… Besser wird’s hinter Eisentratten, wo die Radler ins Nöringtal abbiegen und zur Millstätter Hütte 1876m hochkurbeln. Puh, ist das heiß! Langsam werden die Nockerln gar… Hans-Dieter überrascht und unterhält mit einem Kurzvortrag über die ‚Sonnentaler‘. Gar nicht gewusst, dass die runden Sonnenflecken auf dem Waldweg ein Abbild der Sonne sind – nur auf dem Kopf! – Die AV-Hütte ist leider belegt, aber im Alexanderhaus wenige Meter weiter wird die Traumunterkunft gefunden, mit Traumaussicht auf den und Traum-Regenbogen überm Millstätter See – sogar im Fünferzimmer. 2000 hm bei 51 km. Prost!

Rasante Abfahrt von 1800 hm auf 600 – das lohnt sich. Erst ein paar Brötchen, dann mit dem Bötchen hinüber zur Schlossvilla und nach kurzer Auffahrt durch die grüne Hölle. Dass es zwischen Touristensee, Autobahn, Eisenbahn und Landstraße so ein wunderbar naturbelassenes Stückchen gibt! Plötzlich schreit der Guide: ‚Achtung, Schlange!‘ Und tatsächlich baut sich kaum einen Meter vor uns eine lange, braune Schlange auf. Nein, keine Autoschlange – eine echte, die faucht und Furcht einflößt, sodass Harry sogar stürzt. Die andern sind abgestiegen und staunen, da ist das Tier schon verschwunden. Eine Kreuzotter war es nicht, sind sich alle einig. In den südlichen Alpen gibt es Vipern… Unter der Autobahn, über die Eisenbahn, über die Drau: Asphaltauffahrt zur ‚Panoramastraße Goldeck‘. So ein Mist – bei der Pause stellt Harry fest: Der Rahmen ist gebrochen. Für ihn ist die Tour zu Ende. Nur gut, dass er’s nicht beim Runterfahren und zu spät gemerkt hat… Abschied! – Statt nach Stanciu-Rezept wird nun nach Stockenboi abgefahren zum gemütlichen Gasthof Wassermann. Endlich Dusche! Endlich ein Bier! Trotz Abkürzung sind’s wieder 1400 hm geworden bei 53 km. Zum Nachtisch gibt’s – nein, nicht Nockerln, sondern Stanitzl, auch eine kalorienreiche Sahnebombe made in Austria.

Durchs Weißenbachtal rollt die reduzierte kleine Truppe zur Fischer- und weiter zur Bodenalm. Durch die Landschaft beeindruckt, durch Schrifttafeln zum ‚Waldglas‘ informiert, und wohlgelaunt (Wetter!) geht’s am Weißensee vorbei hinauf zum letzten Höhepunkt, der Ochsenalm auf 1534m. Nach verdienter Pause mit Blick auf die Almschweine in der Suhle stürzen sich die Nockerl-Touristen die steilste Abfahrt der Tour hinunter ins Gailtal und dort in den Fluss: die Räder werden genauso gewaschen wir die Füße und der ganze Rest. Cool! Echt Gail! In Hermagor gibt’s – nein, Nockerln wurden bei der gesamten Tour nicht gesichtet, wenn man die Nockberge nicht als solche bezeichnen will. Also: Kuchen und Eis vom Feinsten, dann das Tal hinaus nach Villach, nochmal fast 60 km am Nachmittag und späte Ankunft in der Pension. 1400 hm und über 100 km stehen abends auf dem Tacho. Die Bilanz ziehen die Vier beim gewittrigen Abendessen in einem Riesenzelt: Einfach lecker, die Nockerln – in jeder Hinsicht. Jetzt müsste man wirklich mal die ‚richtigen‘ Nockerln probieren, oder?

Gesamtbilanz: 9836 hm, 389 km.

Die Feinschmecker: Ulla, Ute, Harry, Hans-Dieter, Michael (FÜL)

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