Skitourenwoche Waltensberg/Schweiz

DAS GLÜCK IST WEISS – AUSSER ES KLEBT UNTERM SKI!

Ist es das Klima? Oder nur das Wetter?

Jedenfalls wird zwei Wochen vor der geplanten langen Tourenwoche im Piemonteser Mairatal klar: Dort liegt nicht genug Schnee. Nach dem Traumverhältnissen 2018 wollten wird’s nochmal versuchen, aber nun muss umgeplant werden.
Zum Glück finde ich ein uriges altes Bürgerhaus im Bündener Waltensburg, ein paar Kilometer vor dem Oberalppass, das wir am 16. März beziehen. Wenn jetzt noch das Wetter mitspielt…
Tut es erstmal nicht: Von Panix (doch, heißt so!) stapfen wir im Matsch zum Crap Ner auf 2600 und denken an General Suworow. Der Mann hat für seinen Marsch über die Alpen1799 nicht nur ein Denkmal in der Schöllenenschlucht bei der Teufelsbrücke  im schweizerischen Kanton Uri bekommen – hier ist er auch gewesen und mit 15.000 Mann durch das Dörfchen von 70 Einwohnern gezogen, er lag in einer Sänfte. War ja auch schon 70…

Unterhalb der Bifertenhütte

Zwei von uns würden am liebsten auch in die Sänfte – die Grippe-Nachwehen haben sie im Griff. Und die 1300 hm vom ersten Tag sorgen dafür, dass sie andertags erst mal ausschlafen, genau wie Steffi, die auch eine Hoppelpause macht. Die andern laufen dafür durch dicken Nebel zur Bergstation des Spinatsch-Lifts auf 2400 und treffen die Ruheständler nach der Abfahrt im Café. Immerhin: wieder 1300 hm ‚geschafft‘ – ein gutes Training…

Aber nun der dritte Tag – super! Wir freuen uns am Traumwetter, als wir nordseitig von St. Martin 1340 m hinauf zum Piz Titschal auf 2550 m ziehen. Die Wolken liegen gegenüber, wir sind in der Sonne, und wir sehen eine Riesenlawine, die gerade losgetreten worden ist, zum Glück ohne Verschüttete. Also Vorsicht! Die Tour endet beim ‚Panache‘ vor dem Gasthof. Und der Tag mit selbstfabriziertem Essen und Barockmusik vom Geigen- & Flötenensemble.

Im Aufstieg

Der Lift bringt uns am neuen Morgen 750 m ‚auf Touren‘, der Himmel ist stahlblau, und wir ziehen quer über unbefahrene Pisten zur Alp Dado. Es ist ja schon Mitte März, einige Lifte haben den Betrieb schon eingestellt, da ist wenig los. Und als wir an der Bifertenhütte und dem ‚Piz Colorado‘ vorbeiziehen hinauf Richtung Muttenstock, da sind wir ganz allein. Die Hitze drückt, wir sehen Dutzende Gämsen und einen Schneerutsch direkt vor uns und entscheiden: Der Gipfel muss warten, wir fahren ab, sonnverbrannt und kaffeedurstig. Ein wunderbarer Tag!

Nochmal nach St. Martin bei Disentis, heute steht ein langer Talhatscher an: 6 km oder so und dann hinauf zum Schafchopf 2763m. Das wird ein bitterer Aufstieg: Das bekannte Dresdener Weihnachtsgebäck hat man an Weihnachten gern auf dem Teller, aber im März nicht gern unter den Skiern… Alle leiden, bis die Schneeverhältnisse ganz oben wieder gut werden und wir uns am Panorama und den überstandenen Qualen erfreuen. Nach dem Gipfellied die Traumabfahrt: Ohne Spuren im Pulver – wer hätte das gedacht! Endlose Abfahrt, Schwelgen und Genießen… 1420 hm haben wir heute gemacht.

Am letzten Tag reihen wir uns in die ausgetretenen Spuren ein: Der Piz Pazzola 2580m ist vielbesucht. Nach Mompé Medel geht’s durch einen schmalen Tunnel, dann los bei tollem Wetter, bis wir oben Blicke auf Tödi, Gemsstock und Oberalppass tun und verschnaufen können. Die Nordabfahrt ist wieder prima, trotz der vielen Spuren finden wir noch Pulver: klasse!

Eine gute Woche, trotz der Hindernisse. 7300 hm sind zusammengekommen. Ans Valle Maira haben wir wohl mal gedacht, aber nicht getrauert. Zumal das Wetter uns dann doch verwöhnt hat. Oder war es das Klima?

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