Sellrain Tour

Sellrain-Tour mit Schrankogel

Schrankogel mit Schrankarkogel und Schrandele

Sellrain, wo ist das denn? Kann man denn da wandern? So oder ähnlich lauteten die Fragen die mir gestellt wurden. Nun, ich will etwas Aufklärungsarbeit leisten. Das Sellrain ist der Nord-Westliche Teil der Stubaier Alpen. Es hat 3000er und ist bei den Skitouren-Gehern beliebt. Im Sommer zeichnet es sich durch seine weiten Täler aus.

In Kühtai, ein reinrassiges Winterdorf auf 2000m, liegt die Dortmunder Hütte. Weil man dort mit dem Auto hinkam, hatte ich sie als idealen Ausgangspunkt für unsere Wanderung durch das Sellrain und einen Teil der Stubaier Alpen auserkoren. Am 06.07.2019 ging die Tour los. Mit im Schnitt sechs Stunden reiner Gehzeit war die Tour bemessen. Petra, Falk und Andreas sowie der Leiter Egbert, hatten ihre gute Kondition bereits im Taunus unter Beweis gestellt, so dass ich von daher keine Schwierigkeiten fürchtete.

Hochreichenkopf

Wir gingen los, jedoch nicht über den Hochreichenkopf (3010m) sondern über die Finstertaler Scharte (2777m). Die Etappe war ähnlich lang, jedoch bequemer zu gehen. Am zweiten Tag, der uns auf den Zwieselbacher Roßkogel (3081m) führte, mußten wir Blockgeröll, Schneefelder und im steilen Gelände Krümelschotter bewältigen. Während wir noch im Aufstieg die letzten Meter hinan stiegen, zogen eine Front Wolken vor, versperrte die Sicht und es fing ein Schneetreiben an. Keine gute Wahl für eine Gipfelrast!

Für den nächsten Tag hatte unser Hüttenwirt uns vor dem Gelände des Zischgeles (3004m) mit schlechten Wegkennzeichnung gewarnt und den Steig auf die Schöntalspitze (3002m) vorgeschlagen. Da ich den Weg bereits gelaufen bin, wusste ich was auf die Teilnehmer zukommt. Nämlich ein Aufstieg am Fixseil aus dem Schnee heraus und darauf bereitete ich die Gruppe mental vor.

Auf dem Westfalenhaus (2276m) hatte sich der angekündigte Ansturm von Sektionsteil-nehmern aus einer Sektionsfahrt in Grenzen gehalten. Wir haben sogar noch ein Zimmerlager für uns alleine gehabt, statt wie angekündigt auf dem Boden zu schlafen zu müssen. Es ging über den Dr.-Simon-Weg in das Längentaljoch mit dem gleichnamigen Ferner. Der Hüttenwirt hatte uns in der Wahl dieses Weges bestärkt. Die Gefahren aus einer Gletscherbegehung waren objektiv betrachtet gering, so dass wir angeseilt dort gehen konnten. Wir waren die Ersten, die das Joch nach dem Winter bestiegen. Das Längentaljoch war mit 2991m ein (kleiner) Berg. Wir konnten weit zu jeder Seite sehen und auch die Begierde des nächsten Tages, den Schrankogel, erkennen.

Gipfel Schrankogel

Der Schrankogel (3496m) ist, trotz seiner enormen Höhe, ein Wanderberg. Wir waren bis auf ein nachkommendes Ehepaar alleine dort oben. Die Abfolge von Gesteinen war im Aufstieg zunehmend blockiger bis kurz unter den Gipfelgrat. Dann ist etwas Kletterei im ersten Grat gefragt. Auch das kurze Stück im Schnee zum Gipfelkreuz hat dem Ausflug keinen Schaden zugefügt. Der Ausblick war phänomenal von dort oben.

Am sechsten Tag hatten wir eine lange Etappe mit acht Stunden von der Amberger Hütte aus (2135m) zu meistern. Andreas war krankheitsbedingt schon nach Gries im Sulztal abgestiegen, um dann auf die Schweinfurter Hütte wieder aufzusteigen. Für die anderen war mit 1600m der untere Punkt unserer bis zum Zwieselbachjoch (2870m) reichenden und über die Winnebachseehütte (2362m) führenden Steig, angegeben. Wir hatten die Hütte verlassen, so regnete es lange anhaltend. Wir waren komplett durchnässt, als wir auf der Schweinfurter Hütte ankamen. Das waren die Vorboten einer in der Nacht durchziehenden Kaltfront.

In der Tat waren die Berge bis auf eine Höhe von rund 2400 m verschneit. Es war kalt und die gefühlte Temperatur lag im Keller. Wolken verbesserten die Sicht nicht. Es war keine Option in die verschneiten Berge zugehen und die Spur zu suchen. Statt dessen vereinbarten wir ein Hüttentaxi, dass uns von  Niederthai (1535m) aus mitnahm und zur Dortmunder Hütte brachte. Damit war die Tour zu Ende und gelungen, was mir die Teilnehmer auch per email bestätigt haben.

Übrigens haben die Teilnehmer sich eine Anstecknadel der Sellrainer Berge erlaufen, die es ab sieben Hüttenübernachtungen gab.

Text und Fotos: Egbert Kapelle

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