„Ich bin ein viel kompletterer Kletterer geworden.“
Vier Weltcupsiege, Gesamt-Weltcupsieger 2014 und der Europameisterschaftstitel 2017 – Jan Hojer hat seine Qualitäten als Boulderer schon oft unter Beweis gestellt. Mittlerweile hat sich der mittlerweile kölsche Jung aber längst zum Allrounder entwickelt und durfte sich schon Deutscher Meister im Speed, Lead und Combined nennen. In diesem Jahr steht jetzt das größte Highlight seiner Karriere bevor: Nachdem Corona den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio einen Strich durch die Rechnung machte, soll das Mega-Event endlich im August diesen Jahres stattfinden. Hojer hatte sich bereits 2019 beim Sonderqualifizierungsevent in Toulouse qualifiziert. Bevor Jan morgen in Meiringen an den Start geht haben wir noch mal kurz mit ihm gesprochen:
DAV: Ein turbulentes Jahr liegt hinter uns allen. In 2020 wurden fast alle Wettkämpfe auf internationaler Ebene bis hin zu den Olympischen Spielen abgesagt. Wie hast du diese Zeit als Leistungssportler erlebt und war für dich die Verschiebung Fluch oder Segen?
Jan: Für mich kam die Verschiebung der Olympischen Spiele ganz gelegen. 2019 war eine lange, kräftezehrende Saison in der ich mich erst im November qualifizieren konnte. Hätten die Spiele letztes Jahr stattgefunden, hätte das für mich eine extrem kurze Winterpause bedeutet.
DAV: Du hast 2020 aber auch für dich genutzt und warst viel am Fels unterwegs. Welche Rolle spielt das Draußenklettern für dich und bist du nach der langen Zeit überhaupt noch motiviert für Wettkämpfe?
Jan: Ich genieße den Wechsel zwischen Wettkampf und Fels und brauche die Abwechslung um neue Motivation zu tanken. 2019 war ich durch die lange Saison und eine hartnäckige Schulterverletzung nur sehr wenig am Fels und konnte das im letzten Jahr glücklicherweise nachholen. Aber nach einer so langen wettkampffreien Zeit, ist meine Motivation jetzt wieder umso größer; nicht nur für Olympia, sondern die komplette Saison.
DAV: Dieses Wochenende fällt der Startschuss für die Weltcup-Saison 2021 in Meiringen. Du hast seit einem Jahr keinen internationalen Boulderwettkampf mehr bestritten. Wie blickst du auf den bevorstehenden Boulderweltcup und mit welchem Ziel fährst du in die Schweiz?
Jan: Meiringen wird für alle Athleten der erste echte Formcheck sein. Da wird Nervosität bei allen eine Rolle spielen. Nach über 10 Jahren im Weltcupzirkus habe ich aber hoffentlich die nötige Erfahrung um damit umzugehen. Mein Ziel beim Bouldern ist immer das gleiche: Spaß an der Wand haben und alle Boulder klettern die für mich machbar sind. Je nach Routenbau kann das mal für einen Sieg und mal zu einem Quali-aus führen. Aber damit muss man im bouldern lernen umzugehen.
DAV: Bouldern war lange deine Kerndisziplin. Mittlerweile bist du unter den Kombinieren einer der Schnellsten im Speed. Worin siehst du persönlich deine größten Stärken / deine größte Entwicklung der letzten Jahre?
Jan: Durch die Vorbereitung auf das Combined Format bin ich ein viel kompletterer Kletterer geworden. In der Olympiaqualifikation war bouldern tatsächlich meine schlechteste Disziplin und ich musste es im Speed und Lead rausreißen.
Danke, Jan, für deine Zeit!
Text/Interview: DAV Wettkampfklettern
Bild: DAV/Jorgos Megos